Skurrile Erlebnisse beim Online-Dating

[Roland]

Zu Gleichklang habe ich mich gestern eingelesen. Interesssanter Hintergrund, interessante Entstehungsgeschichte, die Aussage und Beiträge lesen sich ehrlich und nüchtern konkret.
Preislich nun ja, sind Summen die ich nur registriere, nicht mal spüren würde.
Mal sehen.

Spontacts steht noch aus mit einarbeiten/-lesen.

Danke für die Hinweise.

[Pocolino]

Zu Gleichklang habe ich mich gestern eingelesen. Interesssanter Hintergrund, interessante Entstehungsgeschichte, die Aussage und Beiträge lesen sich ehrlich und nüchtern konkret.
Preislich nun ja, sind Summen die ich nur registriere, nicht mal spüren würde.
Mal sehen.

Spontacts steht noch aus mit einarbeiten/-lesen.

Danke für die Hinweise.

Die Frage ist natürlich auch, wie sehr werden diese anderen Plattformen genutzt. Egal, wie toll sie von sich aus sind, sofern sie nur von wenigen anderen Leuten verwendet werden, fürchte ich, ist der Nutzen relativ begrenzt.

[Unkreativer]

Die Männer eignen sich mit der Zeit dieses Verhalten einfach an.

Anfangs wird noch genau geguckt und gezielt geliked oder eben nicht. Und mit der Zeit stellt sich bei den Meisten heraus, dass die Rück-Like-Quote fast gegen 0 geht. Und vielleicht mal alle 200 Likes ein Gegen-Like kommt.

Und dann kommt man zu dem Schluss, dass sich der Einsatz nicht rechnet und wechselt die Taktik. Und dann wird halt im Eilverfahren innerhalb von 3 Minuten Alles geliked, bis die Paywall das Tagespensum blockiert. Und alle 4 Tage gibt es dann mal ein Match. Und das guckt man sich dann erst wirklich an.

Klar ist das Scheiße für die Frauen, die sich erst freuen um letztlich doch abgelehnt zu werden. Aber ich sehe auch keinen Weg aus dieser Misere heraus.

So entsteht aber bei manchen Männern der Eindruck, dass die meisten Frauen viele Likes haben. Diese Likes sind aber inhaltsleer, wenn kein Interesse drin steckt.
Damit ist ein Liken auch nichts wert, sondern erst der gegenseitige Austausch.

So scheint es ja ein Teufelskreis zu sein. Beide Seiten haben Nachteile dadurch, aber beide Seiten verstärken das Verhalten.
Was könnte man dagegen tun? Begrenzug der Likes pro Tag? Kostenpflichtige Likes? Wenn jedes Like 50 Cent kostet, wird es wahrscheinlich nicht mehr viele geben, die Gedankenlos 20 Likes pro Tag vergeben...
Oder wird das schon so gemacht? Ich kenne mich da nicht aus.

Das ist übrigens eines der Gebiete, im dem ich Hoffnung auf KI setze, eine KI-Partnerfindung. Also wie manche Partnerbörsen, nur sehr viel besser und irgendwann sehr viel billiger. Wie viele Leute treffen sich täglich durch Onlinedating? Hundert, tausende? Das als Trainingsdaten für eine KI...
(Mir ist klar, dass KI das Schlagwort ist, das heute überall drangehört (ich warte noch auf einen KI-Taschenrechner ), aber ich denke, hier könnte KI wirklich hilfreich sein.)

[Undomiel]

Und ich vermute bald, dass dieses Vorgehen zumindest für das Selbstbild des Mannes auch das Bessere ist. Immer wieder bewusst zu gucken, zu entscheiden und dann kein Like zu kriegen und somit abgelehnt zu werden ist total zerstörend für das Selbstbild. Wenn man dagegen einfach nur schnell mal ein bisschen über den Bildschirm wischt und hin und wieder mal guckt, ob man geliked wurde, dürfte das nicht so sehr am Vertrauen kratzen.

Und was ist mit dem Selbstbild und Selbstvertrauen der Frauen?

[Pocolino]

So scheint es ja ein Teufelskreis zu sein. Beide Seiten haben Nachteile dadurch, aber beide Seiten verstärken das Verhalten.
Was könnte man dagegen tun? Begrenzug der Likes pro Tag? Kostenpflichtige Likes? Wenn jedes Like 50 Cent kostet, wird es wahrscheinlich nicht mehr viele geben, die Gedankenlos 20 Likes pro Tag vergeben...
Oder wird das schon so gemacht? Ich kenne mich da nicht aus.

Ja, es ist meines Wissens schon heute so, dass es eine tägliche Obergrenze an Likes gibt. Wer mehr liken möchte, muss dann drauf zahlen.

Dein anderer Vorschlag, für jeden Like zu bezahlen, würde meiner Meinung nach nicht fruchten. Du würdest sozusagen einseitig versuchen, das Verhalten der Männer zu ändern. Aber es braucht auch eine Verhaltensänderung von Seiten der Frauen. Wenn der Großteil der Frauen trotzdem weiter nur Männer à la George Clooney oder Chris Pratt liked, hören die Männer einfach komplett mit dem Online-Dating auf.

Die Wahrheit ist ja sowieso die, dass es die Situation aus Sicht der Betreiber sehr gut so ist. Hin und wieder gibt es Erfolge , ich hatte z. B. Erfolg damit. Aber insgesamt ist die Erfolgsquote eher durchwachsen. Diese Unternehmen verdienen ja schließlich nicht an der Liebe, sondern an der Suche nach der Liebe. Die Plattformen verdienen also an dieser verkorksten Situation wahrscheinlich ein nettes Sümmchen.

[Pocolino]

Und ich vermute bald, dass dieses Vorgehen zumindest für das Selbstbild des Mannes auch das Bessere ist. Immer wieder bewusst zu gucken, zu entscheiden und dann kein Like zu kriegen und somit abgelehnt zu werden ist total zerstörend für das Selbstbild. Wenn man dagegen einfach nur schnell mal ein bisschen über den Bildschirm wischt und hin und wieder mal guckt, ob man geliked wurde, dürfte das nicht so sehr am Vertrauen kratzen.

Und was ist mit dem Selbstbild und Selbstvertrauen der Frauen?

Das ist leider Gottes für den Mann selbst irrelevant. Jeder denkt erst mal an sich. Ich glaube so läuft die Welt. Heißt nicht, dass ich das gut finde.

[Undomiel]

Wenn der Großteil der Frauen trotzdem weiter nur Männer à la George Clooney oder Chris Pratt liked, hören die Männer einfach komplett mit dem Online-Dating auf.

Und die Aussage ist einfach nur falsch.

[Undomiel]

Und ich vermute bald, dass dieses Vorgehen zumindest für das Selbstbild des Mannes auch das Bessere ist. Immer wieder bewusst zu gucken, zu entscheiden und dann kein Like zu kriegen und somit abgelehnt zu werden ist total zerstörend für das Selbstbild. Wenn man dagegen einfach nur schnell mal ein bisschen über den Bildschirm wischt und hin und wieder mal guckt, ob man geliked wurde, dürfte das nicht so sehr am Vertrauen kratzen.

Und was ist mit dem Selbstbild und Selbstvertrauen der Frauen?

Das ist leider Gottes für den Mann selbst irrelevant. Jeder denkt erst mal an sich. Ich glaube so läuft die Welt. Heißt nicht, dass ich das gut finde.

Na wenn das so ist

[Pocolino]

Wenn der Großteil der Frauen trotzdem weiter nur Männer à la George Clooney oder Chris Pratt liked, hören die Männer einfach komplett mit dem Online-Dating auf.

Und die Aussage ist einfach nur falsch.

Ich kann meine Aussage nicht belegen. Aber zumindest hör ich sehr viel davon, dass die allermeisten Männer kaum Likes bekommen. Und das kann logisch gesehen nur dann der Fall sein, wenn auf der anderen Seiten die allermeisten Frauen selten Likes vergeben.

Das trifft nicht auf die einzelne Frau und nicht auf den einzelnen Mann zu. Aber ich glaube es trifft auf den statistischen Querschnitt zu.

Aber Statistiken oder sowas kenne ich nicht. Kann also falsch liegen, stimmt. Aber ich hab das schon sehr oft gehört mittlerweile.

[Unkreativer]

Dein anderer Vorschlag, für jeden Like zu bezahlen, würde meiner Meinung nach nicht fruchten. Du würdest sozusagen einseitig versuchen, das Verhalten der Männer zu ändern. Aber es braucht auch eine Verhaltensänderung von Seiten der Frauen.

Achso. Ich hatte das so verstanden, dass beide Seiten nur noch ziellos liken.
Aber selbst wenn es so ist, dass 'die Frauen' nur die oberen zehn/fünf/ein Prozent liken, könnte sich durch bezahlte Likes auch daran etwas ändern, nämlich indem 'die Frauen' dazu animiert werden, ihre Likes nicht an die zu 'verschwenden', bei denen sie sowieso keine Chancen haben, sondern auch mal andere auszuprobieren.
Aber wie gesagt, ich kenne mich da praktisch nicht aus und beziehe mich nur darauf, was ich so darüber höre. Und - das altbekannte Thema - 'die Frauen' und 'die Männer' gibt es in dem Zusammenhang sowieso nicht (deshalb die Anführungszeichen).

PS: Jetzt wo ich das geschrieben habe: Gab es nicht mal eine Untersuchung, dass tendenziell sogar Frauen eher einen weiteren Attraktivitätsbereich liken und es die Männer sind, die nur die 'besten' wollen?

[Pocolino]

Achso. Ich hatte das so verstanden, dass beide Seiten nur noch ziellos liken.
Aber selbst wenn es so ist, dass 'die Frauen' nur die oberen zehn/fünf/ein Prozent liken, könnte sich durch bezahlte Likes auch daran etwas ändern, nämlich indem 'die Frauen' dazu animiert werden, ihre Likes nicht an die zu 'verschwenden', bei denen sie sowieso keine Chancen haben, sondern auch mal andere auszuprobieren.
Aber wie gesagt, ich kenne mich da praktisch nicht aus und beziehe mich nur darauf, was ich so darüber höre. Und - das altbekannte Thema - 'die Frauen' und 'die Männer' gibt es in dem Zusammenhang sowieso nicht (deshalb die Anführungszeichen).

Gutes Argument. Hab ich bisher nicht bedacht. Quasi als indirekte Folge. Durchaus möglich.

PS: Jetzt wo ich das geschrieben habe: Gab es nicht mal eine Untersuchung, dass tendenziell sogar Frauen eher einen weiteren Attraktivitätsbereich liken und es die Männer sind, die nur die 'besten' wollen?

Von der Studie wüsste ich nichts. Aber ich glaube, im alltäglichen Leben ist das auch so wie du sagst. Oberflächlicher sind wir Männer. Ich vermute aber, dass sich einfach aus der Situation heraus das Verhalten in der Online-Welt umgekehrt hat.

[NeC]

Und ich vermute bald, dass dieses Vorgehen zumindest für das Selbstbild des Mannes auch das Bessere ist. Immer wieder bewusst zu gucken, zu entscheiden und dann kein Like zu kriegen und somit abgelehnt zu werden ist total zerstörend für das Selbstbild. Wenn man dagegen einfach nur schnell mal ein bisschen über den Bildschirm wischt und hin und wieder mal guckt, ob man geliked wurde, dürfte das nicht so sehr am Vertrauen kratzen.

Und was ist mit dem Selbstbild und Selbstvertrauen der Frauen?

Da läuft es doch eigentlich genauso wie bei den Männern: Ihr geht zunächst genauso positiv-optimistisch an die Sacher heran, lernt aber aus dem erlebten Verhalten der Männer, dass Matches keinen Wert haben und Anschreiben von eurer Seite aus unbeachtet bleiben und damit sinnlos sind. Da das Gift für euer Selbstbild und Selbstvertrauen ist, ändert ihr die Strategie dahingehend, dass ihr nur noch auf halbwegs gehaltvolle Anschreiben der Männer reagiert.

Man kann festhalten: beide Seiten ändern ihr Verhalten zum Selbstschutz in eine Richtung, die für das Ziel der Partnerfindung eher kontraproduktiv ist. (Wobei auch zu beachten gilt, dass es längst nicht allen Leuten auf diesen Apps um Partnerfindung geht.)


Pocolinos Gedanke mit dem Zusammenhang mit dem Selbstbild ist sehr interessant, denn so kann man auch erklären, warum ausgerechnet die Frauen und Männer, die ohnehin schon ein geringeres Selbstvertrauen haben, durch diese Apps noch heftiger demoralisiert werden. Man will nicht verstehen, warum die andere Seite sich so verhält, wie sie es eben tut. Weil es doch widersinnig ist; eben keinen Sinn macht. Aber doch: für jede(n) einzelne(n) und dem Schutz seines/ihres Selbstbilds ergibt es leider doch Sinn. Nur nicht für das große und ganze Ziel dieser (wohl auch eher kleinen) Gruppe: der Partnerfindung.

[NeC]

könnte sich durch bezahlte Likes auch daran etwas ändern, nämlich indem 'die Frauen' dazu animiert werden, ihre Likes nicht an die zu 'verschwenden', bei denen sie sowieso keine Chancen haben, sondern auch mal andere auszuprobieren.

Gutes Argument. Hab ich bisher nicht bedacht. Quasi als indirekte Folge. Durchaus möglich.

Ich kenne mich leider auch nicht aus ... aber ist es nicht so, dass die Likes auf Tinder bereits limitiert sind? Und man mehr Leute pro Zeit 'liken' kann, wenn man bezahlt? Damit gäbe es doch bereits einen Anreiz, Likes nicht zu "verschwenden".

Es könnte aber natürlich auch sein, dass die kostenlose Variante (wie bei den Dating-Seiten) bereits so arg limitiert ist, dass man damit quasi nichts anfangen kann und alle Leute, die die Plattform wirklich nutzen wollen, praktisch automatisch auch bezahlen.

[Tania]

.... nämlich indem 'die Frauen' dazu animiert werden, ihre Likes nicht an die zu 'verschwenden', bei denen sie sowieso keine Chancen haben, sondern auch mal andere auszuprobieren.

Aber woher sollen die Frauen denn wissen, bei welchen der Herren, von denen sie ein Like bekommen haben, sie tatsächlich eine Chance haben? Eigentlich bedeutet ein Like doch übersetzt "Du hast eine Chance bei mir"

Dank der "Allesliker" haben Männer einfach keine Chance mehr, bei Wisch-Plattformen ein ehrliches Interesse an der Dame hinter dem Profil zu bekunden. Was schade ist, weil "der hat ehrliches Interesse" ein Punkt ist, der die Frau durchaus zu einer freundlichen Antwort motivieren kann.

Da bleibt dann wohl nur, von den Wisch-Plattformen wegzugehen und mühevoll ein Anschreiben zu verfassen, das echtes Interesse zeigt. Und dann hoffen, dass das unter der Masse von Copy-Paste-Nachrichten (was die "Allesliker" auf Anschreib-Plattformen nutzen) nicht untergeht.

Oder halt ganz traditionell das reale Leben zur Partnersuche nutzen.

[captain-slow]

Es macht als Mann bei Tinder 0 Sinn sich die Profile der Frauen an zu gucken, weil höchstens 1% zurück liket (ausser bei den Fakes oder Passports aus Asien, Afrika und Süd-Amerika).

Die Lösung für Tinder wäre, dass Männer gar nicht mehr liken und sie nur Profile von Frauen zu sehen bekommen, wovon sie schon ein Like bekommen haben und diese dann anschreiben oder eben nicht. Aber das wird dem Verdienkonzept der Firma zuwider sein.
Generell sind Apps die auf Likes basieren für 10% der Männer wie ein F.-Fest und für alle anderen nur frustrierend und zum grössten Teil Zeitverschwendung.

[Pocolino]

Aber woher sollen die Frauen denn wissen, bei welchen der Herren, von denen sie ein Like bekommen haben, sie tatsächlich eine Chance haben? Eigentlich bedeutet ein Like doch übersetzt "Du hast eine Chance bei mir"

Dank der "Allesliker" haben Männer einfach keine Chance mehr, bei Wisch-Plattformen ein ehrliches Interesse an der Dame hinter dem Profil zu bekunden. Was schade ist, weil "der hat ehrliches Interesse" ein Punkt ist, der die Frau durchaus zu einer freundlichen Antwort motivieren kann.

Da bleibt dann wohl nur, von den Wisch-Plattformen wegzugehen und mühevoll ein Anschreiben zu verfassen, das echtes Interesse zeigt. Und dann hoffen, dass das unter der Masse von Copy-Paste-Nachrichten (was die "Allesliker" auf Anschreib-Plattformen nutzen) nicht untergeht.

Oder halt ganz traditionell das reale Leben zur Partnersuche nutzen.

Ein Weg aus diesem Zustand wäre vielleicht, dass die Bedeutung des einzelnen Likes umgekehrt proportional zur Gesamtzahl der Likes am jeweiligen Tag gewichtet wird. So würden Likes von Leuten, die sparsam damit umgehen hervorgehoben im Vergleich zu den Bombardierern.

[RomNey]

...
Die Frage ist natürlich auch, wie sehr werden diese anderen Plattformen genutzt. Egal, wie toll sie von sich aus sind, sofern sie nur von wenigen anderen Leuten verwendet werden, fürchte ich, ist der Nutzen relativ begrenzt.

Ja, man kann irgendwie alles schlecht reden...

Der Nutzen von Wischplattformen ist im besten Fall auch nur begrenzt...

Bei den anderen Plattformen habe ich aber zumindest das Gefühl das es darum geht einen Partner zu finden und dabei menschlich miteinander umgegangen wird.

Denke halt lieber weniger Leute die es aber wirklich wollen, als zuviele Leute die oft nicht mal eine Partnerschaft als Ziel haben und/oder unmenschlich mit anderen Menschen umgehen.

[Undomiel]

Wenn der Großteil der Frauen trotzdem weiter nur Männer à la George Clooney oder Chris Pratt liked, hören die Männer einfach komplett mit dem Online-Dating auf.

Und die Aussage ist einfach nur falsch.

Ich kann meine Aussage nicht belegen. Aber zumindest hör ich sehr viel davon, dass die allermeisten Männer kaum Likes bekommen. Und das kann logisch gesehen nur dann der Fall sein, wenn auf der anderen Seiten die allermeisten Frauen selten Likes vergeben.

Das trifft nicht auf die einzelne Frau und nicht auf den einzelnen Mann zu. Aber ich glaube es trifft auf den statistischen Querschnitt zu.

Aber Statistiken oder sowas kenne ich nicht. Kann also falsch liegen, stimmt. Aber ich hab das schon sehr oft gehört mittlerweile.

Und warum folgerst du aus der (vermeintlichen) Tatsache, dass Frauen weniger Likes vergeben, dass sie nur Männer ala Brad Pitt und Chris Pratt liken? Es gibt so viele andere Gründe, warum man ein Profil nicht liken möchte. Ich zum Beispiel habe keine Profile geliket, auf denen (so gut wie) nichts stand. Ich brauchte für ein Like einen Anknüpfungspunkt, den ich interessant finde. Wenn es den nicht gab habe ich auch Profile nicht geliket, wo ich die Bilder super attraktiv fand. Bei meinem Freund fand ich die Bilder nicht gut, aber den Profiltext ausreichend interessant.

Ich kenne einige Paare, die sich online kennengelernt haben. Keiner der Männer sieht deutlich überdurchschnittlich aus.

[Tania]

Ich kenne mich leider auch nicht aus ... aber ist es nicht so, dass die Likes auf Tinder bereits limitiert sind? Und man mehr Leute pro Zeit 'liken' kann, wenn man bezahlt? Damit gäbe es doch bereits einen Anreiz, Likes nicht zu "verschwenden".

Ich fürchte, Limitierung bringt wenig. Denn auf solchen Plattformen hat man ja - anders als im realen Leben - keinen Anhaltspunkt, bei wem sich ein "Hallo" lohnen würde und bei wem es "verschwendet" wäre. Wenn man sich real gegenüber steht, bekommt man vor der ersten Interessensbekundung ein paar nonverbale Signale - ein Lächeln, ein Augenkontakt, vielleicht auch ein paar Pheromone... Online sind wir alle in derselben Situation wie die unglücklichen Menschen, die besagte nonverbale Signale nicht wahrnehmen können: wir haben keine Ahnung, ob die Person, an der wir jetzt ernsthaftes Interesse bekunden sollten, auch nur ein winziges bisschen an uns interessiert ist. Das macht es extrem schwer zu entscheiden, wen man denn nun ansprechen soll.

Eigentlich ist dann "alle ansprechen und schauen, wer Interesse signalisiert" die sinnvollste Strategie. Wenn das nicht geht, muss man irgendwie anders entscheiden, wen man anspricht. Was auf Plattformen, die viele Mitglieder haben, aber nur wenige Informationen über diese bereitstellen, darauf hinausläuft, dass man im Wesentlichen nach Alter, Wohnort, gewünschtem Beziehungsmodell, Größe und Foto selektiert. Was dazu führt, dass die meisten Anfragen an Menschen mit guten Fotos gehen, während die Mehrzahl leer ausgeht - und was in der Praxis nun mal ausgesprochen schlecht geeignete Parameter sind. Zumindest sagen die meisten Leute auf die Frage "Warum hast Du gerade X gewählt" nicht "Naja, X ist über 1.80m und wohnt 3 Straßen weiter" sondern "X hat mich so nett angelächelt, und wir konnten uns toll unterhalten..."

[Undomiel]

Und ich vermute bald, dass dieses Vorgehen zumindest für das Selbstbild des Mannes auch das Bessere ist. Immer wieder bewusst zu gucken, zu entscheiden und dann kein Like zu kriegen und somit abgelehnt zu werden ist total zerstörend für das Selbstbild. Wenn man dagegen einfach nur schnell mal ein bisschen über den Bildschirm wischt und hin und wieder mal guckt, ob man geliked wurde, dürfte das nicht so sehr am Vertrauen kratzen.

Und was ist mit dem Selbstbild und Selbstvertrauen der Frauen?

Da läuft es doch eigentlich genauso wie bei den Männern: Ihr geht zunächst genauso positiv-optimistisch an die Sacher heran, lernt aber aus dem erlebten Verhalten der Männer, dass Matches keinen Wert haben und Anschreiben von eurer Seite aus unbeachtet bleiben und damit sinnlos sind. Da das Gift für euer Selbstbild und Selbstvertrauen ist, ändert ihr die Strategie dahingehend, dass ihr nur noch auf halbwegs gehaltvolle Anschreiben der Männer reagiert.

Man kann festhalten: beide Seiten ändern ihr Verhalten zum Selbstschutz in eine Richtung, die für das Ziel der Partnerfindung eher kontraproduktiv ist. (Wobei auch zu beachten gilt, dass es längst nicht allen Leuten auf diesen Apps um Partnerfindung geht.)


Pocolinos Gedanke mit dem Zusammenhang mit dem Selbstbild ist sehr interessant, denn so kann man auch erklären, warum ausgerechnet die Frauen und Männer, die ohnehin schon ein geringeres Selbstvertrauen haben, durch diese Apps noch heftiger demoralisiert werden. Man will nicht verstehen, warum die andere Seite sich so verhält, wie sie es eben tut. Weil es doch widersinnig ist; eben keinen Sinn macht. Aber doch: für jede(n) einzelne(n) und dem Schutz seines/ihres Selbstbilds ergibt es leider doch Sinn. Nur nicht für das große und ganze Ziel dieser (wohl auch eher kleinen) Gruppe: der Partnerfindung.

Aber irgendwie beißt sich da auch der Hund in den Schwanz. Letztlich wird der "Schutz des Selbstwert" ja erst durch dieses Verhalten erforderlich. Also kann ich es mir als Ursache dafür nicht vorstellen