Tania hat geschrieben: ↑Freitag 19. Juli 2024, 11:39
Ein Gewalt-Opfer sucht sich ebenfalls nicht aus, Gewalt zu erleben. Es sucht nicht nach einem gewalttätigen Partner, der es schlägt. Gewalt-Opfer sind von Anfang an in ihrer Rolle gefangen - denn würden sie beim ersten Anzeichen von Gewalt sofort gehen, würden sie nie in einer Täter-Opfer-Beziehung leben. Genau wie Mobbing-Opfer oft monate- oder jahrelang mit den Tätern friedlich in derselben Klasse sitzen, ahnt das zukünftige Gewaltopfer anfangs nicht, was da im Gegenüber schlummert. Es wird erst in dem Moment zum Opfer, in dem die Gewalthandlungen beginnen und es nichts dagegen unternehmen kann.
Ich habe das Gefühl, wir reden bisschen aneinander vorbei, kann das sein?
Ich meine, in einer Schulklasse kannst du dir ja deine Mitschüler nicht aussuchen. Da werden unweigerlich künftige Mobbing-Täter mit künftigen Mobbing-Opfern in einen "Topf" geworfen, ohne, dass die Mobbing-Opfer etwas dagegen sagen können (naja gut, also sie können schon die Klasse wechseln... ist aber auch nicht zielführend)
Auf dem Dating-Markt können sich aber Singles den künftigen Partner aussuchen. Gewalt spielt an der Stelle noch überhaupt keine Rolle. Gehen wir mal vom Ausgangsfall aus, auf dem Dating-Markt als Single wirkt der Mann noch selbstbewusst, handzahm, liebevoll, hat Durchsetzungsvermögen und geht seinen Weg.
Und dann sucht sich die Frau ihn aus, weil sie diese Attribute an ihm mag.
Und dann zeigt der Mann sein wahres Wesen und schlägt die Frau. Das sie im Falle exzessiver häuslicher Gewalt natürlich nicht mehr freiwillig bei ihm ist, ist klar.
Nur frage ich mich, was kam dann an der Stelle zuerst; die Hochzeit und gemeinsamen Kinder, oder die Gewaltexzesse?
Wenn Ersteres; hat sie nicht schon dieses Monster in ihrem Mann kommen sehen?
Wenn Letzteres; warum hat sie ihn dann noch geheiratet und ihm Kinder geschenkt? (Klar, wegen der Gefangenschaft, aber ich glaube, es gibt doch für jeden Menschen unüberwindbare Grenzen; also wenn man häufiger geschlagen wird, hat man seltener Sex, vielleicht ist man aufgrund des körperlichen Leidens auch irgendwann unfruchtbar, man geht auseinander usw. und ich denke, man sucht sich dann ja auch schon irgendwie Hilfe, um diesem Leid zu entkommen)
Und warum ist es zur Gewalt gekommen eigentlich?
Tania hat geschrieben: ↑Freitag 19. Juli 2024, 11:39
Die Frage ist nur: wissen die zukünftigen Täter, wer ein "gutes Opfer" sein wird, und wählen ihre Beziehungspartner entsprechend gezielt aus? Oder ist es eher wie beim Mobbing: man nimmt, was sich zufällig da ist, und testet aus, wie weit man gehen kann?
Ich denke, diese Frage kann man pauschal nicht beantworten. Dafür müsste man wissen, wie der Täter veranlagt ist, warum er Gewalt anwendet. Ich denke, beide Fälle gibt es durchaus; die einen sind auf dem Datingmarkt, um ihr Gegenüber zu lesen und zu studieren, um die Schwachstellen herauszufinden und dann genau darauf einzuwirken, um den Partner zu terrorisieren. Oder es gibt halt solche, die so sozialisiert wurden, dass sie für Konflikte nur eine Lösung kennen; Gewalt. Und auch in romantischen Beziehungen, so toll sie auch sonst sein mögen, wird es unweigerlich Konflikte geben, dafür sind wir einfach alle zu unterschiedlich (Konflikte meint hier noch nicht zwingend was Negatives; anderer Meinung bei einem Thema zu sein ist ja schon so gesehen ein Konflikt). In diesem Sinne ist eher von einer "zufälligen Auswahl" auszugehen (wobei auch nicht da so wirklich, weil der Mann sich ja diese Frau (oder umgekehrt) ausgesucht hat, weil man irgendwas an ihr (oder ihm) gefunden hat, was einem gefällt, was man mag, weswegen man mit dieser Person seine Zeit und sein Leben gern verbringen will).