Vielen Dank für deine Gedanken und deinen Beitrag zum Thema, Levyn. Ich fürchte aber, da sind einige Missverständnisse auch im Bezug auf meine Nachrichten; vielleicht überinterpretier ich aber auch deine Worte hier an der einen oder anderen Stelle. Gehen wir es mal durch, der Reihe nach.
Levyn hat geschrieben: ↑Sonntag 5. Januar 2025, 17:02
Ich hab ein Problem damit, wenn Menschen glauben ihre Selbstwahrnehmung entspräche der Fremdwahrnehmung oder erheben einen Anspruch darauf, dass die Selbstwahrnehmung der Fremdwahrnehmung annähernd deckungsgleich sein muss.
Natürlich kann der "nette" Mann sich als nett wahrnehmen, aber 100 Frauen könnten aber das genaue Gegenteil sagen. Was stimmt aber dann nun? Ist er wirklich nett oder haben die 100 Frauen einfach keine Ahnung, was "nett" ist? Das muss jeder für sich selbst wissen.
Ich finde den Gedanken, dass "nette" Männer auch Arschlöcher sein können, gar nicht so fatal, weil es einfach zu viele Männer gibt, die diese Strategie fahren, um auch mal zum Schuss zu kommen. D.h. natürlich nicht, dass jeder Mann, der nett zu einer Frau ist auch so ist, aber man kann es nicht ausschließen und es ist auch keine Ausnahme, sondern eher die Regel.
Gerade wenn man sich selbst bei dem Gedanken erwischt sich mit anderen Männern zu vergleichen und zu resümieren, dass man ein viel tollerer Beziehungspartner wäre als andere, ist man für mich definitiv viel näher an dem Begriff "Arschloch".
Also wenn wir mit der Denkweise herangehen, kann keiner mehr nett sein, auch die Frauen nicht, weil ja auch nette Frauen dann nur auf Profit aus sein könnten. Kann man natürlich als Ansicht so vertreten, aber ich halte strikt dagegen. Ich vertraue meinen Mitmenschen und stufe die meisten Menschen um uns herum als grundsätzlich erstmal ganz nett und freundlich ein. Und ja, dazu zählen auch die meisten Männer, denen ich begegne. Also ja, ich bin der Meinung, dass es eher die Ausnahme als die Regel ist.
Im Übrigen hebe ich mich an keinem Punkt von anderen ab. Ja, ich sage zwar schon mal, dass die Beziehung von meinem Bruder zu seiner Freundin oder die Beziehung von meinem besten Freund zu seiner Frau Probleme beherbergt, aber ich denke genauso oft darüber nach, wie ich handeln, was mir alles passieren würde, wenn ich mal eine Freundin oder Frau hätte, und wie ein Kind mich eigentlich heillos überfordern würde. Also ich seh mich nicht als was Besseres an. Eher im Gegenteil.
Levyn hat geschrieben: ↑Sonntag 5. Januar 2025, 17:02
Generell habe ich aber eher das Gefühl, dass deine eigenen Ansprüche zu hoch sind und nicht die der Frauen. Gerade wenn du ausführst, dass du dich als Frau selbst daten wollen würdest, zeigt das ja, dass du viel von dir hältst und das finde ich grundsätzlich gut, wenn man so ein gesundes Selbstbewusstsein hat. Wenn man jedoch so viel von sich hält, möchte man ja auch einen Partner der zu dem Selbstbild passt. Wenn ich mich als den attraktivsten Typen halten würde, würde ich auch nur die attraktivste Frau haben wollen. Alles darunter wäre für mich ein Downgrade. Jedoch muss man ja der Realität mal ins Auge blicken, wenn man sich auf dem Markt der Konkurrenz ausgesetzt sieht. Wenn man so gar keinen Zuspruch bei den Mädels erfährt, die man selbst als "Downgrade" sieht, dann sollte man meiner Meinung nach schon überlegen, ob das eigene Gedankenkonstrukt die Realität abbildet.
Meine Ansprüche ans andere Geschlecht sind nur noch eines; Nicht vorhanden.
Ja, das habe ich geschrieben. Es ist übrigens ein Kurzschluss, deswegen gleich zu denken, ich hätte ein gesundes Selbstbewusstsein und würde große Stücke auf mich halten; dem ist mitnichten so. Ich habe bereits ein weites Spektrum an verschiedensten Persönlichkeiten angeschrieben und immer mal wieder eins, zwei Augen zugedrückt, während ich nen sauren Apfel geschluckt hab, weil es einfach nicht im Geringsten meinen Ansprüchen entsprach, aber "Mal sehen, vielleicht findet man ja doch noch irgendwo irgendwie zusammen". Glaub du kannst dir denken, wie weit ich damit gekommen bin.
Und nein, im Übrigen finde ich mich auch nicht als "attraktivsten Typen" von allen. Gibt sicher viel attraktivere Typen überall auf der Welt, die einfach besser aussehen als ich. Da bin ich auch gar nicht neidisch drum. Mit meiner, ich sag mal, durchschnittlichen Schönheit bin ich eigentlich schon vollends zufrieden.
Also nein, weder ein "Downgrade", wie du es nennst, würde mir was ausmachen, noch fische ich in OD-Portalen nach einem "Upgrade", um mal bei der Analogie zu bleiben. Ich will mich jetzt auch nicht als der unschuldige und missverstandene Messias des Online-Datings ausgeben, versteh mich nicht falsch; natürlich werde ich auch von schönen Frauen im OD eher angezogen als von solchen, denen körperliche Hygiene scheinbar nicht so wichtig ist im Leben. Also nur um da mal fair zu bleiben.
Levyn hat geschrieben: ↑Sonntag 5. Januar 2025, 17:11
Naja, toxisch ist das ja nicht. Ich finde diese Ungewissheit gehört für mich nicht nur beim OD dazu, sondern generell im Leben. Es wird immer Situationen geben, die man einfach nicht kontrollieren kann und dann ist es die Aufgabe von einem selbst mit diesen negativen Emotionen umgehen zu lernen. Natürlich wäre das toll, wenn man einen Brief mit allen Punkten bekommt, die die andere Person als unpassend empfindet, aber was sagt das über einen selbst aus? Man möchte sich als selbstbewusst inszenieren, aber kann nicht damit umgehen, dass andere Menschen einen ablehnen. Eigentlich erhofft man sich ja von dem Brief eine gewisse Bestätigung.
Ich weiß jetzt nicht, auf welche Toxizität du dich beziehst. Ich beziehe mich vor allem darauf, dass wenn Männer, vor allem im Online-Dating oder in irgendwelchen Chats von Frauen abgelehnt und zurückgewiesen werden, die Herrschaften dann meistens von einem noch halbwegs freundlichen Tonfall sofort abrücken und als Nächstes das Wort zu ihr schreiben, was mit Sch- anfängt und auf die Lampe endet.
Natürlich ist es da in erster Linie Aufgabe dieser speziellen Herren der Schöpfung, an sich zu arbeiten, bevor man sich nochmal ans andere Geschlecht wagt (wobei mein Eindruck auch häufig ist, dass diese Typen trotzdem schneller wen finden als ich

). Aber als Sozialarbeiter liegt es mir halt am Herzen, diesen Leuten auch dabei zu helfen, egal wer sie sind oder waren. Und ich denke, da können halt auch die Frauen bei helfen im Online-Dating, indem man eben eine Begründung dazu schreibt. Denn die Ungewissheit, wie du sie betonst, schürt halt nur Frust, und das zu unkontrolliertem Hass, und zack, hast du wieder einen verloren. Statt dann aber auf die zu zeigen und zu sagen "Guck mal, das sind die Bösen" sollte man doch viel eher an der Wurzel dessen arbeiten, warum die solche Arschlöcher geworden sind. Und ganz ehrlich, was ist an einer Begründung denn schon so falsch? Erstens, gibt es diese Ungewissheit nicht mehr, die schon zu viel Frust führen kann. Zweitens, sind das alles Mittel mit denen man anfangen kann, an sich zu arbeiten, oder die man nutzen kann, um jemandem zu helfen. Drittens, kommt das den Frauen zugute, weil wenn mehr Männer anfangen, an sich zu arbeiten, gibt es vielleicht auch wieder ein freundlicheres Auftreten von denen (auch im Netz), eine positivere Wahrnehmung der Anderen, und dann wieder mehr ein Zusammenführen beider Geschlechter, was in den letzten Jahren, so scheint mir, sehr abhanden gekommen ist, und sich dazwischen eine tiefe Kluft gebildet hat.