Es bleiben ja auch weiterhin deine Probleme.
Hast du denn jemals mit anderen Menschen über deine Probleme/Ängste gesprochen?
Bei mir ist es eher so, dass ich meine Mutter nicht belasten will, weil ich nicht möchte, dass sie sich Sorgen macht (das kann sie nämlich ganz hervorragend). Es sind meine Erfahrungen mit den Menschen da draußen, die mich gar nicht erst versuchen lassen, jemandem meine Probleme mitzuteilen. Entweder bekam ich nutzlose Allgemeinplätze, häufiger jedoch wurde das preisgegebene Wissen dann gegen mich verwendet. Oder, wenn ich begann zu erzählen, mit jedem Ansatz mit einem lauten "Möörrrppp" unterbrochen, was derjenige dann auch noch für besonders witzig hielt. Das einzige, was meiner Erfahrung nach funktioniert, ist, wenn das Gegenüber eigene Interessen hat, die mit den eigenen kongruent sind (aber wann ist das schon der Fall?).LesHommes hat geschrieben: ↑Montag 29. April 2024, 00:39 Autonomie scheint mir ein ziemlicher Trugschluss. Nur weil uns unsere Eltern und Großeltern aus irgendwelchen Gründen beigebracht haben, dass man alles alleine mit sich ausmacht, muss es nicht zielführend sein. Ich denke mal, die Evolution zeigt ganz gut, dass Kooperation und Rudelverhalten die Menschen voran gebracht haben. Das man sich nicht anvertrauen kann, habe manche von uns ggf. als Kind schon gelernt, wenn sie/er nicht bei Mama bleiben durfte, sondern irgendwo konsequent in eine Einrichtung abgeschoben wurde. Denke mal, andere Artverwandte hätten das mit ihrem Nachwuchs nicht gemacht. Aber die gehen ja auch nicht tagsüber ins Büro. Evtl. ist es auch eine Projektion, zu denken, dass andere genervt sein könnten von meinen Problemen, weil die eigene Fähigkeit zum (Selbst-)Mitgefühl verkümmert ist.
Same here. Wobei ich durchaus von meinen Problemen erzähle, wenn ich eine Chance sehe, dass mein Gegenüber mir helfen kann - auch wenn mir klar ist, dass sich der/diejenige dann Sorgen macht. Dummerweise sind alle, die wirklich nachhaltig helfen könnten, in den letzten Jahren verstorben oder schwer krank geworden oder mussten die Pflege von Angehörigen übernehmen und haben keine Zeit mehr ... Also habe ich jetzt die Konstellation "Gute Freunde würden helfen, können aber nicht, Fremde würden eher das Wissen gegen mich nutzen als mich zu unterstützen und zum Schweigen verpflichtete Profis sind ratlos."Egil hat geschrieben: ↑Montag 29. April 2024, 06:57 Bei mir ist es eher so, dass ich meine Mutter nicht belasten will, weil ich nicht möchte, dass sie sich Sorgen macht (das kann sie nämlich ganz hervorragend). Es sind meine Erfahrungen mit den Menschen da draußen, die mich gar nicht erst versuchen lassen, jemandem meine Probleme mitzuteilen. Entweder bekam ich nutzlose Allgemeinplätze, häufiger jedoch wurde das preisgegebene Wissen dann gegen mich verwendet.
Sicher, dass das Desinteresse ist? Ich hatte auch einen lieben Kollegen, der nie zu zweit auftauchte und nie eine/n Partner/in erwähnt hat. Auch wenn es mich brennend interessiert hätte: so etwas wie "Warum lebst Du eigentlich noch allein" frage ich genau so wenig wie "Warum habt ihr eigentlich keine Kinder?" oder "Warum bist Du so oft im Krankenhaus?". Das sind alles Dinge, über die diese Person vielleicht nicht gern redet bzw. von denen sie nicht möchte, dass sie bekannt werden. Wer darüber reden will, erzählt mir das nach meiner Erfahrung auch ungefragt bzw. auf ein unverbindliches "Und, wie geht es Dir so?" hin.Settembrini hat geschrieben: ↑Dienstag 30. April 2024, 08:10 Die Tatsache, dass ich stets alleine lebe, wird irgendwo noch registriert, die tieferen Ursachen sind aber offenbar uninteressant für andere und werden selbst von guten Freunden nicht hinterfragt.
Ein tolles Beispiel, wie schwer Kommunikation sein kann - und dass sie hier schriftlich erfolgt, macht es noch schwerer.Settembrini hat geschrieben: ↑Dienstag 30. April 2024, 11:01 Deine zitierten Beispiel-Fragen wären für mich durch das Wort „Eigentlich“ mit einer nicht zu leugnenden Vorab-Meinung gewürzt. In diesen Fällen würde auch ich mich bedeckt halten. Denn das „Eigentlich“ interpretiere ich mit der Aussage: Du kannst es wohl nicht besser?! Ein Uneigentlich gibt es in den beiden Beispielen nämlich nicht. Aber das ist meine persönliche Empfindlichkeit.
Nein, das sehen wir völlig gleich. Ich habe auch nicht gemeint, dass ich selbst Persönliches im Internet schreiben würde. Ich wollte nur ausdrücken, dass meine Nachfrag-Hemmschwelle deutlich sinkt, wenn eine Person persönliche Details bereits im Internet veröffentlicht hat. Also ich würde z.B. ein kinderloses Paar deutlich unbefangener auf ihre Kinderlosigkeit ansprechen, wenn sie im Internet Bilder ihres Hundes mit der Unterschrift "Besser als jedes Baby" veröffentlichen oder wenn ich ihnen in einem Kinderwunsch-Forum begegnet wäre.Beim Internet sehen wir beide die Dinge verschieden, was hier kein Werturteil ist. Ich würde bestimmte Lebensfragen oder Eigenschaften meiner selbst niemals in einem Internet veröffentlichen.
Tania hat geschrieben: ↑Dienstag 30. April 2024, 12:05 Wie Du schon schreibst - das Ganze ist sehr subjektiv geprägt. Und ich kenne es eigentlich (sorry, ich hänge irgendwie an dem Wort) von mir so, dass ich mit Menschen, die kommunikativ nicht auf meiner Wellenlänge liegen, nicht sehr intensiv zu tun habe - die ganzen Missverständnisse verhindern, dass es zu einer entspannten, vertrauensvollen Atmosphäre kommt. Aber Du schreibst ja, dass Du auch von engen Freunden nicht gefragt wirst - und bei denen gehe ich mal von einer entspannten, vertrauensvollen Atmosphäre aus. Also sind meine Erfahrungen auf Deine Situation wohl nicht anwendbar.
In diesem Fall sind wir eigentlich (?) gleicher Ansicht.Nein, das sehen wir völlig gleich. Ich habe auch nicht gemeint, dass ich selbst Persönliches im Internet schreiben würde. Ich wollte nur ausdrücken, dass meine Nachfrag-Hemmschwelle deutlich sinkt, wenn eine Person persönliche Details bereits im Internet veröffentlicht hat. Also ich würde z.B. ein kinderloses Paar deutlich unbefangener auf ihre Kinderlosigkeit ansprechen, wenn sie im Internet Bilder ihres Hundes mit der Unterschrift "Besser als jedes Baby" veröffentlichen oder wenn ich ihnen in einem Kinderwunsch-Forum begegnet wäre.
Tania hat geschrieben: ↑Dienstag 30. April 2024, 09:36 Das sind alles Dinge, über die diese Person vielleicht nicht gern redet bzw. von denen sie nicht möchte, dass sie bekannt werden. Wer darüber reden will, erzählt mir das nach meiner Erfahrung auch ungefragt bzw. auf ein unverbindliches "Und, wie geht es Dir so?" hin.
MÖCHTEST Du denn über besagte Grübeleien reden? Und wenn ja: was genau müsste jemand sagen oder tu, damit Du darüber redest?
Was die Evolution betrifft würde ich vor allem einen Grund sehen, warum Menschen im Rudel statt Einzelgängern deutlich bessere Überlebenschancen hatten: