Andere mit eigenen Problemen (nicht) belasten -> Warum?

Gedanken zum Thema "Absolute Beginner", Erlebnisse und was einem auf dem Herzen liegt
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Seb-X
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Re: Andere mit eigenen Problemen (nicht) belasten -> Warum?

Beitrag von Seb-X »

Es sind meine Probleme - und nicht die der anderen. Sie können sie auch nicht für mich lösen. Ich halte es für erwachsen und vernünftig, andere nicht mit Problemen zu belasten, die nur mit ich lösen kann.
RomNey
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Re: Andere mit eigenen Problemen (nicht) belasten -> Warum?

Beitrag von RomNey »

Seb-X hat geschrieben: Montag 22. April 2024, 11:53 Es sind meine Probleme - und nicht die der anderen. Sie können sie auch nicht für mich lösen. Ich halte es für erwachsen und vernünftig, andere nicht mit Problemen zu belasten, die nur mit ich lösen kann.
Es bleiben ja auch weiterhin deine Probleme.
Sie übertragen sich ja nicht auf jemanden nur weil man sie erzählt.

Und natürlich kann niemand deine Probleme lösen, das kannst nur du selber, aber Hilfe und Tipps und ähnliches darf man sich schon holen.

Naja erwachsen und vernünftig.
Ist für mich eher der Gegenteil der Fall.
Wenn ich irgendwas alleine nicht schaffe, macht es doch Sinn sich Hilfe zu holen, statt einfach weiter damit zu leben.

Die meisten von uns machen es ja auch nicht so, sonst wären wir nicht hier...
Man hat gegooglet nach was auch immer und ist hier gelandet, im Selbsthilfe forum.
Man bekommt Hilfe um sich selbst zu helfen, weil man es alleine nicht schafft.
Bei manchen reicht das, bei manchen nicht, da braucht es dann vielleicht noch professionelle Hilfe oder mehr Zeit oder was auch immer...

Mein Vater ist da ähnlich gepoolt.
Kann es überhaupt nicht ab, wenn er irgendwas nicht alleine in den Griff bekommen kann.
Erinnere mich ans Krankenhaus, glaube da hat ihn am meisten belastet, nicht weswegen er da war oder die Umgebung sondern das er so ausgeliefert war, auf andere angewiesen, es nicht alleine mit sich ausmachen konnte. Sich nicht selbst helfen konnte, obwohl er das schon immer so gemacht hat.

Und sicherlich ist er da für seine Verhältnisse auch "gut" durchs Leben gekommen.
Aus seiner Sicht hat er alles richtig gemacht.
Ich bin mir aber ziemlich sicher das es doch deutlich besser gelaufen wäre, hätte er auch mal Hilfe angenommen oder sich Hilfe geholt.

Vielleicht wäre mir dann einiges an Arbeit an mir selber erspart geblieben..
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Re: Andere mit eigenen Problemen (nicht) belasten -> Warum?

Beitrag von Levyn »

Seb-X hat geschrieben: Montag 22. April 2024, 11:53 Es sind meine Probleme - und nicht die der anderen. Sie können sie auch nicht für mich lösen. Ich halte es für erwachsen und vernünftig, andere nicht mit Problemen zu belasten, die nur mit ich lösen kann.
Hast du denn jemals mit anderen Menschen über deine Probleme/Ängste gesprochen?
LesHommes
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Re: Andere mit eigenen Problemen (nicht) belasten -> Warum?

Beitrag von LesHommes »

Autonomie scheint mir ein ziemlicher Trugschluss. Nur weil uns unsere Eltern und Großeltern aus irgendwelchen Gründen beigebracht haben, dass man alles alleine mit sich ausmacht, muss es nicht zielführend sein. Ich denke mal, die Evolution zeigt ganz gut, dass Kooperation und Rudelverhalten die Menschen voran gebracht haben. Das man sich nicht anvertrauen kann, habe manche von uns ggf. als Kind schon gelernt, wenn sie/er nicht bei Mama bleiben durfte, sondern irgendwo konsequent in eine Einrichtung abgeschoben wurde. Denke mal, andere Artverwandte hätten das mit ihrem Nachwuchs nicht gemacht. Aber die gehen ja auch nicht tagsüber ins Büro. Evtl. ist es auch eine Projektion, zu denken, dass andere genervt sein könnten von meinen Problemen, weil die eigene Fähigkeit zum (Selbst-)Mitgefühl verkümmert ist.

Umgekehrt wurde Empathie dann vielleicht auch nicht ausreichend vermittelt und wenn man Glück hat, kann man es im späteren Alter noch erlernen, wie Obelix z.B. erzählt. Ein bisschen gegenseitiges Annerven ist m.E. im Rahmen einer Freundschaf/Beziehung aushaltbar (hat ja auch nicht jede/r immer die Kapazitäten für seelische Dienstleistung). Aus meiner Erfahrung festigt ein bisschen gegenseitiges Rumjammern und Emotion auch die Beziehungen zwischen Leuten. Wer das nicht aushält, wird (bei mir) nicht in den engeren Freundeskreis kommen.
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Re: Andere mit eigenen Problemen (nicht) belasten -> Warum?

Beitrag von Rantanplan »

Wenn die Menschheit in den letzten paar trillionen Jahren alle Probleme immer mit sich selbst ausgemacht hätte wären wir wohl schon längst ausgestorben. Klar erzählt man nicht gleich jedem was von seinen Problemen, wenn man nicht weiß, ob man vertrauen kann. Aber ich kenne das mit dem "ich mache alles mit mir selber aus". Mit meinem aktuellen Partner war es am Anfang genau so. Er war es einfach nie gewohnt, mit jemandem zu reden. Es war ein sehr langer, harter Weg, bis sich das geändert hat. Wenn er sich allerdings nicht geöffnet hätte wäre die Beziehung gescheitert. Ich könnte auf die Dauer nicht mit jemandem zusammen sein, der mir einen wesentlichen Teil von sich selbst vorenthält. Echte Tiefe entsteht erst, wenn man auch mal zusammen geheult hat und auch mal rauslässt, was wirklich los ist.
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Re: Andere mit eigenen Problemen (nicht) belasten -> Warum?

Beitrag von Egil »

LesHommes hat geschrieben: Montag 29. April 2024, 00:39 Autonomie scheint mir ein ziemlicher Trugschluss. Nur weil uns unsere Eltern und Großeltern aus irgendwelchen Gründen beigebracht haben, dass man alles alleine mit sich ausmacht, muss es nicht zielführend sein. Ich denke mal, die Evolution zeigt ganz gut, dass Kooperation und Rudelverhalten die Menschen voran gebracht haben. Das man sich nicht anvertrauen kann, habe manche von uns ggf. als Kind schon gelernt, wenn sie/er nicht bei Mama bleiben durfte, sondern irgendwo konsequent in eine Einrichtung abgeschoben wurde. Denke mal, andere Artverwandte hätten das mit ihrem Nachwuchs nicht gemacht. Aber die gehen ja auch nicht tagsüber ins Büro. Evtl. ist es auch eine Projektion, zu denken, dass andere genervt sein könnten von meinen Problemen, weil die eigene Fähigkeit zum (Selbst-)Mitgefühl verkümmert ist.
Bei mir ist es eher so, dass ich meine Mutter nicht belasten will, weil ich nicht möchte, dass sie sich Sorgen macht (das kann sie nämlich ganz hervorragend). Es sind meine Erfahrungen mit den Menschen da draußen, die mich gar nicht erst versuchen lassen, jemandem meine Probleme mitzuteilen. Entweder bekam ich nutzlose Allgemeinplätze, häufiger jedoch wurde das preisgegebene Wissen dann gegen mich verwendet. Oder, wenn ich begann zu erzählen, mit jedem Ansatz mit einem lauten "Möörrrppp" unterbrochen, was derjenige dann auch noch für besonders witzig hielt. Das einzige, was meiner Erfahrung nach funktioniert, ist, wenn das Gegenüber eigene Interessen hat, die mit den eigenen kongruent sind (aber wann ist das schon der Fall?).
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Re: Andere mit eigenen Problemen (nicht) belasten -> Warum?

Beitrag von Tania »

Egil hat geschrieben: Montag 29. April 2024, 06:57 Bei mir ist es eher so, dass ich meine Mutter nicht belasten will, weil ich nicht möchte, dass sie sich Sorgen macht (das kann sie nämlich ganz hervorragend). Es sind meine Erfahrungen mit den Menschen da draußen, die mich gar nicht erst versuchen lassen, jemandem meine Probleme mitzuteilen. Entweder bekam ich nutzlose Allgemeinplätze, häufiger jedoch wurde das preisgegebene Wissen dann gegen mich verwendet.
Same here. Wobei ich durchaus von meinen Problemen erzähle, wenn ich eine Chance sehe, dass mein Gegenüber mir helfen kann - auch wenn mir klar ist, dass sich der/diejenige dann Sorgen macht. Dummerweise sind alle, die wirklich nachhaltig helfen könnten, in den letzten Jahren verstorben oder schwer krank geworden oder mussten die Pflege von Angehörigen übernehmen und haben keine Zeit mehr ... Also habe ich jetzt die Konstellation "Gute Freunde würden helfen, können aber nicht, Fremde würden eher das Wissen gegen mich nutzen als mich zu unterstützen und zum Schweigen verpflichtete Profis sind ratlos."

Klar, es bliebe immer noch der berühmte "Wenn Du drüber redest, geht es Dir besser" Effekt. Nur gilt das wohl nicht für Probleme, die man nicht lösen, sondern höchstens verdrängen kann. Die werden durch "drüber reden" nur aufgewühlt - was man ja gerade nicht möchte. Und bei allen anderen Problemen wäge ich halt ab, ob die "drüber-reden-Erleichterung" es wert ist, dass das Gegenüber sich dann ständig Sorgen macht.
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Re: Andere mit eigenen Problemen (nicht) belasten -> Warum?

Beitrag von Reinhard »

LesHommes hat geschrieben: Montag 29. April 2024, 00:39 (...) dass man alles alleine mit sich ausmacht, muss es nicht zielführend sein. Ich denke mal, die Evolution zeigt ganz gut, dass Kooperation und Rudelverhalten die Menschen voran gebracht haben. (...)

Naja, es ist aber nicht so, dass man sich bewusst "gegen die Evolution" entschieden hat, niemanden zum Reden zu haben, sobald man jemanden bräuchte. :sadman:

Es hat sich eher so ergeben. Da hat man sein Problem der Größe n halbwegs zufriedenstellend gelöst, wieso sollte man dann plötzlich mit seinem Problem Größe n+1 Hilfe brauchen und den Leuten rumerzählen? Insbesondere wenn die anderen eh nix genaues über einen wissen, weil man ja bisher nicht von sich erzählen brauchte ...
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Re: Andere mit eigenen Problemen (nicht) belasten -> Warum?

Beitrag von Settembrini »

Natürlich ist der Mensch ein soziales Wesen und kann ohne andere Menschen kaum bzw. sogar überhaupt nicht überleben. Nun ist es aber ein Unterschied, ob es um das Überleben im wahrsten Sinne des Wortes geht oder um Konversationen.
Unbestritten ist ein modernes Leben ohne das Zutun anderer Menschen unmöglich geworden. Aber das berühmte „Aussprechen“ steht abseits davon. Und ich kann mich durchaus in die bisherigen Mitteilungen hineinversetzen, die in der Quintessenz der Aussage posten: Wenn andere nicht einmal den Versuch unternehmen, etwas von mir erfahren zu wollen, wie kann ich dann mit ihnen über mich oder meine Probleme sprechen?

Für mich ist das ist ein gesellschaftliches Phänomen unseres Computer-Zeitalters. Schnelllebigkeit, Termine, Funktionieren, Perfektionismus. Und ein jeder Mensch hat irgendwo das Gefühl, bei all dem als einzelnes Individuum zu kurz zu kommen.
Ich erlebe es daselbst in meinem Leben: Die Tatsache, dass ich stets alleine lebe, wird irgendwo noch registriert, die tieferen Ursachen sind aber offenbar uninteressant für andere und werden selbst von guten Freunden nicht hinterfragt. Es ist eben so, dass ich ein ewiger Single war und bin. Mich stört das nur selten, aber ich registriere es durchaus.
Dagegen ist mein Umfeld stets höchst überrascht und gar entzückt, wenn ich gegenteilig Fragen an meine(n) Gegenüber stelle und echtes Interesse an ihnen zeige. Doch kann ich ein solches Interesse nicht zwangsläufig auf meine Gesprächspartner mir gegenüber übertragen (nein, ich Gender hier mal nicht!) Es dürfte in den Erfahrungen der meisten liegen, dass wirkliches Interesse an Gefühlen oder Lebensweisen anderer Menschen offenbar recht rar gesät ist. Und wenn diese Erfahrungen zu häufig vorlagen, zieht sich der Mensch nun mal zurück.
Schade. Denn jeder hätte etwas interessantes zu erzählen.
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Re: Andere mit eigenen Problemen (nicht) belasten -> Warum?

Beitrag von Tania »

Settembrini hat geschrieben: Dienstag 30. April 2024, 08:10 Die Tatsache, dass ich stets alleine lebe, wird irgendwo noch registriert, die tieferen Ursachen sind aber offenbar uninteressant für andere und werden selbst von guten Freunden nicht hinterfragt.
Sicher, dass das Desinteresse ist? Ich hatte auch einen lieben Kollegen, der nie zu zweit auftauchte und nie eine/n Partner/in erwähnt hat. Auch wenn es mich brennend interessiert hätte: so etwas wie "Warum lebst Du eigentlich noch allein" frage ich genau so wenig wie "Warum habt ihr eigentlich keine Kinder?" oder "Warum bist Du so oft im Krankenhaus?". Das sind alles Dinge, über die diese Person vielleicht nicht gern redet bzw. von denen sie nicht möchte, dass sie bekannt werden. Wer darüber reden will, erzählt mir das nach meiner Erfahrung auch ungefragt bzw. auf ein unverbindliches "Und, wie geht es Dir so?" hin.

Ich finde, gerade jetzt in Zeiten des Internet ist Privatsphäre ein kostbares Gut. Ich vermeide daher, Leuten nach Dingen zu fragen, die sie mir nicht freiwillig erzählen bzw. ins Internet schreiben.
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Re: Andere mit eigenen Problemen (nicht) belasten -> Warum?

Beitrag von Rantanplan »

Ich glaube auch, dass es bei vielen Sachen immer schwerer wird, danach zu fragen. Man betritt ja oft direkt eine Gefahrenzone und es ist ja auch ok, dass man bei vielen Dingen sensibler geworden ist.

Ich versuche oft, mich langsam an ein Thema ranzutasten; wenn ich dann merke, derjenige fühlt sich nicht so wohl dabei oder gibt ausweichende Antworten dann bohre ich halt auch nicht weiter. Dass es mich interessiert und man auch mit mir darüber reden kann habe ich dann meiner Meinung nach gezeigt, aber dann muss von der anderen Seite was kommen..oder auch nicht.
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Re: Andere mit eigenen Problemen (nicht) belasten -> Warum?

Beitrag von Settembrini »

Zu Tanjas Post:
Auch eine Sicht der Dinge, ohne Frage. Natürlich sollte man hier abwägen – es gibt sowohl die einen als auch die anderen.
Die Wortwahl „offenbar“ in meinem Post spiegelt auch eine gewisse Unsicherheit von meiner Seite zu diesem Schweigen wider.
Deine zitierten Beispiel-Fragen wären für mich durch das Wort „Eigentlich“ mit einer nicht zu leugnenden Vorab-Meinung gewürzt. In diesen Fällen würde auch ich mich bedeckt halten. Denn das „Eigentlich“ interpretiere ich mit der Aussage: Du kannst es wohl nicht besser?! Ein Uneigentlich gibt es in den beiden Beispielen nämlich nicht. Aber das ist meine persönliche Empfindlichkeit.

Beim Internet sehen wir beide die Dinge verschieden, was hier kein Werturteil ist. Ich würde bestimmte Lebensfragen oder Eigenschaften meiner selbst niemals in einem Internet veröffentlichen. Ich dürste nach persönlichem Kontakt bei tieferen Gesprächen und begrüße es, wenn Menschen in Natura an meiner Person Interesse zeigen und Fragen stellen. Und das betrifft durchaus Dinge, die ich freiwillig nicht erzähle. Wobei ich mein Wesen keineswegs in ein offenes Buch verwandeln möchte. Bei Punkten, wo ich Dinge für mich behalten möchte, sage ich das auch. Und bislang habe ich offenbar immer einen Ton dabei getroffen, dass die Fragesteller nicht brüskiert waren, sondern nickten.
Diese Form der Kommunikation, die das Visuelle einschließt, erreiche ich niemals im Internet, sondern nur im reellen Dasein. Keine Video-Botschaft kann das ersetzen.
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Re: Andere mit eigenen Problemen (nicht) belasten -> Warum?

Beitrag von Tania »

Settembrini hat geschrieben: Dienstag 30. April 2024, 11:01 Deine zitierten Beispiel-Fragen wären für mich durch das Wort „Eigentlich“ mit einer nicht zu leugnenden Vorab-Meinung gewürzt. In diesen Fällen würde auch ich mich bedeckt halten. Denn das „Eigentlich“ interpretiere ich mit der Aussage: Du kannst es wohl nicht besser?! Ein Uneigentlich gibt es in den beiden Beispielen nämlich nicht. Aber das ist meine persönliche Empfindlichkeit.
Ein tolles Beispiel, wie schwer Kommunikation sein kann - und dass sie hier schriftlich erfolgt, macht es noch schwerer.

Live hätte ich das DU so stark betont, dass das "eigentlich" kaum noch aufgefallen wäre. Und ich hätte es in der Absicht verwendet rüberzubringen, dass mich das interessiert, mir aber selbst keine hinreichend plausible Erklärung eingefallen ist. So wie in Kinderfragen der Art "Warum ist der Himmel eigentlich blau" oder "Wo kommen eigentlich die Babys her?"

Ohne "eigentlich" fühle ich mich immer an Lehrerfragen erinnert, bei denen der Fragende sehr wohl weiß, was die Antwort ist, und prüfen will, ob der/die Gefragte es auch weiß.

Wie Du schon schreibst - das Ganze ist sehr subjektiv geprägt. Und ich kenne es eigentlich (sorry, ich hänge irgendwie an dem Wort) von mir so, dass ich mit Menschen, die kommunikativ nicht auf meiner Wellenlänge liegen, nicht sehr intensiv zu tun habe - die ganzen Missverständnisse verhindern, dass es zu einer entspannten, vertrauensvollen Atmosphäre kommt. Aber Du schreibst ja, dass Du auch von engen Freunden nicht gefragt wirst - und bei denen gehe ich mal von einer entspannten, vertrauensvollen Atmosphäre aus. Also sind meine Erfahrungen auf Deine Situation wohl nicht anwendbar. :gruebel:

Beim Internet sehen wir beide die Dinge verschieden, was hier kein Werturteil ist. Ich würde bestimmte Lebensfragen oder Eigenschaften meiner selbst niemals in einem Internet veröffentlichen.
Nein, das sehen wir völlig gleich. Ich habe auch nicht gemeint, dass ich selbst Persönliches im Internet schreiben würde. Ich wollte nur ausdrücken, dass meine Nachfrag-Hemmschwelle deutlich sinkt, wenn eine Person persönliche Details bereits im Internet veröffentlicht hat. Also ich würde z.B. ein kinderloses Paar deutlich unbefangener auf ihre Kinderlosigkeit ansprechen, wenn sie im Internet Bilder ihres Hundes mit der Unterschrift "Besser als jedes Baby" veröffentlichen oder wenn ich ihnen in einem Kinderwunsch-Forum begegnet wäre.
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Re: Andere mit eigenen Problemen (nicht) belasten -> Warum?

Beitrag von Settembrini »

Tania hat geschrieben: Dienstag 30. April 2024, 12:05 Wie Du schon schreibst - das Ganze ist sehr subjektiv geprägt. Und ich kenne es eigentlich (sorry, ich hänge irgendwie an dem Wort) von mir so, dass ich mit Menschen, die kommunikativ nicht auf meiner Wellenlänge liegen, nicht sehr intensiv zu tun habe - die ganzen Missverständnisse verhindern, dass es zu einer entspannten, vertrauensvollen Atmosphäre kommt. Aber Du schreibst ja, dass Du auch von engen Freunden nicht gefragt wirst - und bei denen gehe ich mal von einer entspannten, vertrauensvollen Atmosphäre aus. Also sind meine Erfahrungen auf Deine Situation wohl nicht anwendbar. :gruebel:

Dass es bei Menschen, die nicht auf gleicher Wellenlänge sind, zu einer verminderten Kommunikation kommt, ist ganz natürlich. Bei diesen würde ich mich bei tiefer gehenden Fragen auch sehr wundern.
Du hast völlig recht: Kommunikation hier in einem Forum birgt viel mehr Missverständnisse als in direkter Form von Mensch zu Mensch. Ich selbst bin aus diesem Grund auch weit davon entfernt, eine Internetbekanntschaft deshalb als „Freundschaft“ zu betiteln.

Nein, das sehen wir völlig gleich. Ich habe auch nicht gemeint, dass ich selbst Persönliches im Internet schreiben würde. Ich wollte nur ausdrücken, dass meine Nachfrag-Hemmschwelle deutlich sinkt, wenn eine Person persönliche Details bereits im Internet veröffentlicht hat. Also ich würde z.B. ein kinderloses Paar deutlich unbefangener auf ihre Kinderlosigkeit ansprechen, wenn sie im Internet Bilder ihres Hundes mit der Unterschrift "Besser als jedes Baby" veröffentlichen oder wenn ich ihnen in einem Kinderwunsch-Forum begegnet wäre.
In diesem Fall sind wir eigentlich (?) gleicher Ansicht.
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Re: Andere mit eigenen Problemen (nicht) belasten -> Warum?

Beitrag von Seb-X »

Levyn hat geschrieben: Montag 22. April 2024, 18:04
Seb-X hat geschrieben: Montag 22. April 2024, 11:53 Es sind meine Probleme - und nicht die der anderen. Sie können sie auch nicht für mich lösen. Ich halte es für erwachsen und vernünftig, andere nicht mit Problemen zu belasten, die nur mit ich lösen kann.
Hast du denn jemals mit anderen Menschen über deine Probleme/Ängste gesprochen?
Ja, oft. Meiner Erfahrung nach hat es nichts gebracht.
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Re: Andere mit eigenen Problemen (nicht) belasten -> Warum?

Beitrag von Reinhard »

Tania hat geschrieben: Dienstag 30. April 2024, 09:36 Das sind alles Dinge, über die diese Person vielleicht nicht gern redet bzw. von denen sie nicht möchte, dass sie bekannt werden. Wer darüber reden will, erzählt mir das nach meiner Erfahrung auch ungefragt bzw. auf ein unverbindliches "Und, wie geht es Dir so?" hin.

Das würde ich nie registrieren als Möglichkeit, über meine aktuellen Grübeleien zu reden. Das ist eine Höflichkeitsformel, um jemand in ein Gespräch einzubinden. Darauf antworte ich dann auch mit meiner aktuellen Befindlichkeit (meistens "ja, normal halt") oder vielleicht noch, dass das Wetter anders sein könnte oder ich wieder mehr Schlaf bräuchte, oder sowas ...


Andererseits ... das ist ja dann auch irgendwie eine Antwort auf die Threadfrage. :gruebel:
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Re: Andere mit eigenen Problemen (nicht) belasten -> Warum?

Beitrag von Tania »

Reinhard hat geschrieben: Dienstag 30. April 2024, 22:34 Das würde ich nie registrieren als Möglichkeit, über meine aktuellen Grübeleien zu reden.
MÖCHTEST Du denn über besagte Grübeleien reden? Und wenn ja: was genau müsste jemand sagen oder tu, damit Du darüber redest?
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Re: Andere mit eigenen Problemen (nicht) belasten -> Warum?

Beitrag von Reinhard »

Tania hat geschrieben: Mittwoch 1. Mai 2024, 02:07
Reinhard hat geschrieben: Dienstag 30. April 2024, 22:34 Das würde ich nie registrieren als Möglichkeit, über meine aktuellen Grübeleien zu reden.
MÖCHTEST Du denn über besagte Grübeleien reden?

Meistens nicht, sie sind ja auch überwiegend belanglos. Aber vielleicht sollte ich mir absichtlich zwei bis drei "Belastungsthemen-Gesprächspartner" halten, weil das scheint ja Vorteile zu haben und man weiß ja nicht, wann man sie mal braucht.

Wenn es schon "von selbst" nicht klappt, müsste ich das absichtlich ausgleichen. :gruebel:

Tania hat geschrieben: Mittwoch 1. Mai 2024, 02:07 Und wenn ja: was genau müsste jemand sagen oder tu, damit Du darüber redest?

Weiß ich nicht.
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Re: Andere mit eigenen Problemen (nicht) belasten -> Warum?

Beitrag von Negative Creep »

Hängt einfach davon ab wie sehr ich einer Person vertrauen kann. Erst mal bin ich in einer Verhaltenstherapie und lasse da sehr viel Ballast ab. Wöchentlich wird mir der Kopf gewaschen im Kampf gegen das Negative. Einen Teil der Probleme bespreche ich auch mit meinen Freunden oder meiner Schwester aber nur an Wochenenden im Alkoholrausch. Meinen Arbeitskollegen/innen verschweige ich ziemlichen alles was entfernt mit psychischen Abgründen zu tun hat, aber höre mir stattdessen die Probleme zumindest von einer Kollegin an. Meine Mutter möchte ich mit tieferen Problemen nicht belasten. Nie im Leben würde ich mich mit ihr über das ABtum unterhalten und sie fragt zum Glück nie danach.
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Re: Andere mit eigenen Problemen (nicht) belasten -> Warum?

Beitrag von time4change »

LesHommes hat geschrieben: Montag 29. April 2024, 00:39 ... Ich denke mal, die Evolution zeigt ganz gut, dass Kooperation und Rudelverhalten die Menschen voran gebracht haben. ...
Was die Evolution betrifft würde ich vor allem einen Grund sehen, warum Menschen im Rudel statt Einzelgängern deutlich bessere Überlebenschancen hatten:
Raubtiere!

Warum soll Leopard/Säbelzahnkatze/Wolf/Hyäne/usw. keine Menschen fressen?
Kann nicht weglaufen... hat weder Krallen noch kann er ernsthaft zubeißen oder üble Huftritte austeilen ...

Der entscheidende Unterschied war wohl:
Wenn raubtier ein Zebra oder Gnubaby reißt, zieht die Herde weiter ... und man kann in Ruhe fressen...
Wenn raubtier einen Menschen erlegt, kommt ein rachsüchtiges Rudel mit Speeren und Steinen!
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