Lilia hat geschrieben: ↑Montag 29. Januar 2024, 05:20
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Gehen wir mal zurück in die 90-er Jahre und lassen das Wort "Migrationshintergrund" weg. Ich denke schon, dass in einer Partnerbörse es ein "Falk", ein "Ronny" oder ein "Sandro" bei einer "Wessi-Frau" es vielleicht auch schwerer gehabt hätte als ein "Wessi-Michael" oder ein "Wessi-Andreas". Schlicht und einfach, weil man den Partner favorisiert, bei dem einem vermeintlich bekannte Strukturen erwartet. Nun sind Ossis halt anders sozialisiert worden als Wessis. Ich glaube, da wäre mir als Pfälzerin vielleicht der Billy, der in Ramstein stationiert ist oder François aus dem lothringischen Forbach gefühlt näher gewesen, einfach, weil mir französische und US-amerikanische Männer vertrauter gewesen wären.
Partnersuche findet ja auch mit einer gewissen Erwartungshaltung an jemanden statt. Nur, was macht man, wenn man mangels Erfahrung/Umgang mit bestimmten Personengruppen keine Erwartung oder gar nur eine negative verknüpfen kann?
Ich denke daran, wie oft Männer mit einer asiatisch aussehenden Frau an der Seite erst mal beteuern müssen, dass sie die Frau "nicht aus dem Katalog haben". Dabei könnte das ja egal sein, solange sie gut miteinander klarkommen. Oder was schießt vielen Menschen durch den Kopf, wenn eine Frau einen afrikanischen Mann an der Seite hat? Ob es "ihm" um den Aufenthalt geht.
Die gesellschaftlichen Vorurteile bestehen, seit es die Menschheit gibt. Wem es gelingt, sich von ihnen mit gutem und reinen Gewissen zu befreien, ist eines gesunden Selbstbewusstseins sicher.
Ich kann Deine Überlegungen nachvollziehen, Lilia, und auch ich war einmal ganz kurz Opfer davon. Namentlich, als ich darauf verzichtete, als alleinstehender Mann nach Thailand zu reisen, um gewisse Verdachtsmomente nicht zu erfüllen. Und dabei hätten mich Land und Kultur wirklich sehr interessiert.
In den Jahren meiner Annoncenzeit erlebte ich Anzeigen, die keines Vorurteils bedurfte um zu erkennen, dass sie nicht sehr seriös waren: „Thailänderin sucht treuen und lieben Mann, den ich verwöhnen kann. Dein Aussehen spielt keine Rolle, sehe nur in dein Herz.“ Dutzendfach. Und es folgten ellenlange Telefonnummern von dubiosen Partnerschaftsvermittlungen. Hier war klar erkennbar: Lass die Finger davon!
Ansonsten kann eine Partnerschaft auch auf gefühlt gleicher Kultur nicht passen. Ich hatte einmal eine klitzekleine Liaison mit einer Bretonin, die dermaßen katholisch erzogen war, dass sie mir gestand, alleine und ausschließlich erotische Stunden verbringen zu wollen und mich ansonsten geheim zu halten gedachte, um nicht in Verruf zu geraten. Die Alternative wäre gewesen, sie sogleich zu Ehelichen.
Ich war zu beidem nicht fähig, obwohl ich die Frau wirklich gerne gehabt habe.
Und bevor nachgefragt wird: Das erste hätte sich für mich unsagbar prostituierend angefühlt, zumal ich ob meiner Sexualphobie auch nicht fähig dazu gewesen wäre, das zweite war ob der Kürze unseres gemeinsamen Weges schlicht unmöglich für mich.
Es bleibt zudem die Frage, ob ein Atheist und eine streng gläubige Katholikin tatsächlich eine Zukunft hätten. Aber diese letzte Frage würde ich in sehr weit Überschaubar bejahen.