Ferienhaus hat geschrieben: ↑Montag 20. Januar 2025, 17:11
Das Dilemma geht so:
1. Für Männer ist es trotzdem rationaler, mehr Frauen anzuschreiben, auch welche, die "über den eigenen Ansprüchen" sind: Ein generiertes Beispiel:
Die Dynamik auf Dating-Apps führt dazu, dass Männer tendenziell ihre Ansprüche senken - doch ist diese Strategie überhaupt sinnvoll? Lassen Sie uns zwei mögliche Herangehensweisen vergleichen:
Option 1: Ein Mann konzentriert sich nur auf 40 "weniger populäre" Kandidatinnen
Option 2: Er schreibt diese 40 an, plus 60 weitere "populärere" Kandidatinnen
Mathematische Analyse:
Szenario 1 (nur 40 Kandidatinnen):
40 Frauen werden angeschrieben
Jede bekommt 5 Nachrichten insgesamt
Chance pro Frau = 1/5 = 20%
Gesamtchance auf mindestens eine Antwort = 1 - (0,8)^40 ≈ 45%
Szenario 2 (alle 100):
40 Frauen mit je 5 Nachrichten (1/5 = 20% Chance)
30 Frauen mit je 10 Nachrichten (1/10 = 10% Chance)
30 Frauen mit je 20 Nachrichten (1/20 = 5% Chance)
Gesamtchance = 1 - [(0,8)^40 × (0,9)^30 × (0,95)^30] ≈ 62%
Das Ergebnis zeigt: Die breite Strategie (Szenario 2) führt zu einer deutlich höheren Erfolgswahrscheinlichkeit von 62% gegenüber 45% bei der fokussierten Strategie - auch wenn bei den zusätzlichen 60 Frauen die Einzelwahrscheinlichkeit deutlich geringer ist (10% bzw. 5% statt 20%).
Dies verdeutlicht, dass es statistisch sinnvoll ist, auch Personen anzuschreiben, bei denen man zunächst geringere Chancen vermutet - die höhere Anzahl an Versuchen gleicht die geringere Erfolgswahrscheinlichkeit pro Versuch mehr als aus..
(Man kann das mit unterschiedlichen Zahlen durchrechnen. Ein Einwand wäre noch, dass dies den Algorithmus zerstört und noch negativer für Männer verändert. Bloß sind wir dann in einem Gefangenendilemma, weil es für den einzelnen nur rational ist weniger Likes zu verteilen, wenn alle anderen Männer ebenfalls mitmachen, was nicht der Fall ist. Ich weiß, dann sind die Männer wieder Schuld.

)
Die Berechnung würde ja nur vergleichbar sein, wenn wenigstens die Anzahl n in beiden Szenarien gleich groß wäre. Sofern deine Chance nicht im Minusbereich schwappt, hast du logischerweise immer eine höhere Chance, wenn du mehr Leute anschreibst. Wenn du jetzt 100 "weniger populäre" Kandidaten hättest und sie dann mit Szenario 2 vergleichst, dann würdest du natürlich auf ein anderes Ergebnis kommen.
Ferienhaus hat geschrieben: ↑Montag 20. Januar 2025, 17:11
2. Hätte Wayfaring_Stranger gesagt, er bekomme keine Matches, hättest du ihm sicherlich so geantwortet: "Tja Jungchen, wie viele Frauen hast du denn angeschrieben? Was, nur so und so viele? Komm, also ein bisschen mehr Einsatz darf man schon erwarten. So läuft das nunmal auf Dating-Apps." - Implikation: Du, Mann, strengst dich nicht genügend an. Du kennst nicht mal die Regeln des Spiels. Es liegt an dir.
Oder man hätte ihm nahegelegt seine Bilder im Profil mal zu überdenken.
Ferienhaus hat geschrieben: ↑Montag 20. Januar 2025, 17:11
3. Die Anreize sind also als Mann bereits in der Dynamik der Dating-Apps eingearbeitet, nach einiger Zeit seine Ansprüche ganz automatisch herunterzuschrauben. Wie das? So: Der Knackpunkt ist halt, ob man glaubt, dass Männer nach erstem Kontakt mit der harten datign-App-Welt sofort nur rumheulen, Frauen seien zu anspruchsvoll oder das die ihr ursprüngliches Ziel, trotzdem eine Partnerin zu wollen, nicht aus den Augen verlieren. Ich halte die zweite Möglichkeit für wahrscheinlicher.
Es kann auch sein, dass Mann dann Matches bekommt, aber diese Matches einem einfach nicht zusagen. Wir erleben hier im Forum doch auch genügend Frauen, die Matches haben und den Mann sogar zuerst anschreiben, aber dann keine Antwort bekommen. Männer können also sehr wohl das Wasser testen, aber dann bemerken, dass die Matches nicht ihren Ansprüchen entsprechen. Ich bin fest davon überzeugt, dass Männer Frauen, die nicht ihrem Beuteschema entsprechen gar nicht als "Chance" sehen. D.h. Frauen, die nicht durch ihre Optik bereits ausreichend überzeugt haben, werden gar nicht erst als potentielle Möglichkeit wahrgenommen. Das gleiche haben wir natürlich auch auf weiblicher Seite. Da heißt es "Wo sind die ganzen tollen Männer geblieben?", während es bei Männern heißt "Wo sind überhaupt die Single-Frauen". In beiden Fällen sind aber potentielle Kandidaten gemeint, die dem eigenen Beuteschema entsprechen. Sowohl Mann als auch Frau will da nicht auf eine Option C hinaus, sondern am besten Option A und, wenn es vielleicht doch passt, die Option B.
Ich beobachte auch, dass je länger jemand alleine ist und vor allem wenig soziale Bezugspunkte mit neuen Menschen hat, desto eher bleibt man auf seinen Ansprüchen kleben, weil Social Media und die tollen Bilder einem falsche Vorstellungen suggerieren. Auch im Umfeld vergleicht man sich dann immer schön mit den hübschen Pärchen.
Ferienhaus hat geschrieben: ↑Montag 20. Januar 2025, 17:11
4. Wayfaring_Stranger ist bereits auf einer Dating-App und beweist damit viel Eier. Etwas, was ich mich in meinem momentanen Zustand zum Beispiel nach für mich beschissenen letzten Monaten, einem fetten Bauch und mit über 30 nicht "mit beiden Beinen im leben stehend"
nicht trauen würde. Weil ich meine Chancen gut einschätzen kann. Sie wären bei Null. Seine Versuche, sich da in einer Welt durchzukämpfen, sind anerkennenswert, großartig und an sich positiv hervorzuheben. Wenn du glaubst, es sei leicht auf Dating-Apps zu gehen, dann liegst du falsch. Dazu gehört eine enorme Portion Überwindung dazu. Ich bin von ihm beeindruckt.
Das sehe ich doch ein wenig anders. Für mich hätte jemand Eier, der im RL keine Angst hat auf Leute zuzugehen, die ihn interessieren. Vor dem PC oder Smartphone kann das ja jeder. Da ist das einzige deprimierende vielleicht die vermeintliche Erkenntnis, dass man nicht so attraktiv ist wie man sich gehalten hat. "Vermeintlich" weil es natürlich viele Gründe haben kann, die nichts mit der optischen Attraktivität zu tun hat. In jedem Fall schmälert das natürlich das eingeredete Ego.