oldfield2283 hat geschrieben: ↑Dienstag 9. Juli 2024, 23:57
Ich glaube, mit Bestimmtheit kann man das so nicht sagen, da die Ursachen dafür daß Menschen ABienen/AB sind und vielleicht bleiben, vielfältig sind und das Leben in Single-Haushalten sicher nicht der Auslöser ist, möglicherweise ist es eine der Folgen. Aber wie war das noch mit Korrelation und Kausalität? Ein Teilnehmer brachte das doch in die Diskussion oder war es ein anderer Thread. Ich denke, bei weitem nicht alle Singles sind, waren oder bleiben auch AB - wenn beide Zahlen zunehmen, kann das sein und hat einerseits wirtschaftliche, andererseits gesellschaftliche Ursachen. Es könnte aber genauso gut sein, daß durch die Single-Haushalte der Anteil der ABienen/AB insgesamt zurück geht, weil zB die ABienen/AB, die bisher bei Muddi wohnten oder durch irgendwelche anderen Lasten, die sich aus ungewolltem Zusammenleben in irgendeiner Form ergaben, keine Beziehung ausprobieren konnten/durften, dies nun in neugewonnener Freiheit und mit neuen netten Nachbarn ändern.
Wie gesagt, nichts genaues weiß man nicht - oder zumindest erschließt es sich mir nicht und die Diskussion hier hat das nicht erhellt eher noch verwirrt
Mit Bestimmtheit müssen wir das ja auch nicht sagen, es hätte mir für einen ergiebigen Thread gereicht, Vermutungen anzustellen. Ich z.B. bin überhaupt nicht deiner Meinung, sondern denke, dass das anonyme Leben in der Großstadt das Ab-Sein grundsätzlich noch fördert und sehr wohl auch Ursache desselben ist (ähnlich wie in der Moderne in den späten 20er Jahren). Abseits der immer höheren Mieten und des Wahnsinns auf dem Wohnungsmarkt, der dafür sorgt, dass sich Gemeinschaften Gleichgesinnter oft aus sozialen Gründen gar nicht mehr zusammenfinden
können und der es Paaren schon schwierig macht, eine gemeinsame Wohnung zu finden, habe ich den Eindruck, dass sich das Leben in einem Mehrfamilienhaus immer stärker individualisiert und mehr einer Ansammlung aus Einzelkämpfern gleicht, deren Wohnungen zufällig übereinandergestapelt wurden, wo keine Post mehr angenommen wird, sich nicht mehr Guten Tag gesagt wird, wo jeder seine Fenster mit Sichtschutzfolien beklebt, weil ja in der Ferne jemand reinschauen könnte. Jetzt stell dir einen einsamen Menschen vor, der es vermeintlich geschafft hat, seinem Elternhaus zu entkommen und dessen Erfolg jetzt damit gekrönt wird, dass er in einer solchen Wohnsituation landet. Mit der netten Nachbarin ist da nicht viel. Selbst wenn es sie gibt, ist sie eine Tür entfernt und damit unerreichbar weit weg.
Der Witz ist doch: die Politik klopft sich auf die Schulter und feiert es als Erfolg des demokratischen Zusammenhalts und als groß angelegte Bürgerinitiative, wenn irgendwelche Sharing-Konzepte, Kreislaufwirtschaften und Second-Hand-Läden für Bücher, Kleidung etc. aus dem Boden schießen und sonstwas für Pipapo, um Menschen in der Stadt zueinander zu bringen oder wenn sich Menschen in ihrer Notlage zusammenschließen, um den Verkauf ihrer Wohnung an irgendwelche Investoren zu verhindern. Dabei sind das einfach nur Grundanforderungen an ein gesellschaftliches Leben, für das wir mittlerweile Dienstleister brauchen, um zu funktionieren. Wer einsam ist, spürt das stärker als alle anderen: wir bewegen uns nur zwischen Dienstleistern und uns selbst. Da ist kein Raum mehr für Mitmenschlichkeit.
Was ich geleistet habe, ist nur ein Erfolg des Alleinseins.
(Franz Kafka)