Ich habe keine spezielle Therapeutin für AB-Probleme. Ich habe nur eine "normale" Therapeutin, die von dem Problem weiß. Die begleitet mich seit Jahren, wir haben viel versucht, ich komme immer wieder aus dem Trott und wir sind genau da, wo wir angefangen haben. Bringt halt alles Nichts, wenn man Pech hat und die Welt 2020 den Verstand komplett verliert und wir 2 Jahre unser ganzes Alltagsleben für eine einzige Erkältungskrankheit umstellen und man aus diesem Wahnsinn selbst nach Beendigung der Pandemie nicht mehr rauskommt. *Oh, böse. Er mag die Corona-Maßnahmen nicht. Böser Rechter. Ja. Sehr stolz drauf.*
So, und jetzt mal Klartext: Als jemand, der eben genau eine solche "normale" Therapeutin hat, bezweifle ich, dass ein "für das AB-Problem spezieller Therapeut" die Lösung ist. Ich würde folgende Gründe dafür anführen:
- Die Probleme, welche für das ABtum bzw dessen Beendigung wichtig sind, sind meist eher "allgemeine Probleme", welche in vielen Therapien eine Rolle spielen: Selbstunsicherheit, Kontaktschwierigkeiten, Ängste, Kindheitsprobleme. Therapeuten sind darauf trainiert, genau sowas zu behandeln.
- Wie viele spezielle "AB-Therapeuten" gibt es? Die Auswahl dürfte sehr niedrig sein. Und selbst wenn es spezielle Therapeuten in Bundesland XY gibt, muss man dann auch noch...
1. zufällig im "Einzugsbereich des Therapeuten" leben - bringt mir nix, wenn die tolle AB-Therapeutin in Frankfurt praktiziert und man selbst in Hamburg lebt
2. gerade zu dieser Zeit Plätze frei sein - viele Therapeuten führen gar keine Warteliste mehr
- Die ganze Energie, die in das Finden solcher "speziellen Therapeuten" draufgeht, brauchen schon normale Menschen für eine Therapeutensuche. Leider sehr anstrengend. Wenn man da auch noch die Auswahl verkleinert, ist ein Desaster vorprogrammiert.
- Ich würde eher dafür plädieren, wenn man schon ein Gespräch beim Therapeuten bekommt, das Thema sofort anzusprechen und auf Reaktionen zu achten:
1. Das hat viel mit "Vibes" zu tun. Habe ich vom therapeutischen Gegenüber einen guten Vibe? Wenn ich keinen guten Vibe habe, ist es besser den Theraputen abzulehnen als ihn aus der Not rauszunehmen. Das wird dann nämlich keine gute, sondern eine schlechte Therapie, die soagr noch schadet, anstatt "Nichts" zu bewirken.
2. Versteht der Therapeut die Dringlichkeit des AB-Problems und fühle ich mich da gut aufgehoben?
- Die Krux ist halt, dass Therapien nicht unendlich sind und irgendwann Schluss ist. Man hat keinerlei Garantie, dass man am Schluss ne Partnerin hat. Daher: Am Besten sich auf Ziele einigen, dass man...
1. einer Partnerschaft näher gekommen ist am Schluss - also soziale Kompetenzen, mehr schönere Momente hat, das andere Geschlecht besser ansprechen kann
2. Bewältigungsfähigkeiten entwickelt hat, wenn sich die Partnerschaft nicht einstellt. Das am Besten mit einer lebensverändernden Krebserkrankung vergleichen: So wie manche Krebspatienten therapiert werden, ihr Schicksal zu akzeptieren, muss man auch einen Plan in der Hinterhand haben, mit dem Abtum fertig werden zu können, wenn es nicht klappt
- Ich hatte irgendwo mal ein Interview mit der einen AB-Therapeutin gelesen, die irgendwelche Körperübungen macht um ein "bessres Körpergefühl zu geben, weil Angst vor dem Sex" usw. Da kann ich nichts dazu sagen. Es kann sein, dass das wichtig wäre. Oder das sich das mit einem verständnisvollen Partner sowieso klärt. Leider hatte ich noch nie Sex, aber jeder verfickte Kommilitone schon (und fette Pauschalreisen im Studium und jeden Scheiss Feiertag steht eine Städtereise an, wie machen die das bloß alle?), von daher verweigere ich hier einen Kommentar.
- Ihr werdet euch in einer Therapie sowieso mal mit dem Therapeuten streiten - ist dann letztendlich auch wie in einer Partnerschaft. Darauf achten, wie der Therapeut mit der Situation umgeht.
- Ich würde speziell bei AB's ironischerweise allerdings darauf achten, dass Therapeuten nicht mit einem "Sie glauben eine Partnerschaft ist die Lösung all ihrer Probleme?" ankommt. Das wirkt anmaßend, belehrend und dämlich. Man begreift das erst, wenn man mal eine Partnerschaft hatte. Wie soll jemand, der noch nie eine Partnerschaft hatte, ein realistisches Bidl davon haben? Mal abgesehen davon, dass AB's da sehr leidensfähig sind, was auch eine positive Eigenschaft ist. Ich würde explizit dazu tendieren, dass Partnerschaftssuche als einnehmendes Lebenziel explizit als etwas Positives betrachtet wird, was realistisch auch durch keine "Ich-bin-soviel-erwachsener-als-Sie-und-werde-ihre-unrealistischen-Ansichten-über-eine-Partnerschaft-entlarven"-Predigten gelöst werden kann. Meine Therapeutin weiß, dass sie das nicht aus mir herauskriegt und selbst als
ich es aus mir herauskriegen wollte, meinte sie: "Herr XY, wie oft sie immer wieder aufstehen, weil sie dringend ne attraktive Freundin wollen, ist einfach enorme Willensstärke. Wieso sollte ich diese Willensstärke versuchen zu brechen? Ohne diesen Wünsch hätten sie sich doch schon lange suizidiert oder würden alkoholkrank von Sozialhifle leben."
Aus diesen Gründen würde ich einfach normale Therapeutensuche betreiben. Die ist schon schwer genug und gemein schwierig. Auf bestimmte Punkte achten und dann so vorgehen. Verhaltenstherapie ist besser - man muss sich in soziale SItuationen stürzen. Dabei aber explizit prüfend drauf achten, dass Therapeuten einen "positiv" pushen und immer die eigenen Stärken anerkennen.
Wer zuviel "Jammerei" findet, darf sie behalten und sie kochen und hoffentlich sich an der "Zuviel Jammerei" dann heiß verbrennen. Für meinen Teil habe ich genügend Scheisse gefressen und bin immer wieder aufgestanden, ich habe mir das Recht auf "Jammerei" erarbeitet.