Muss man bereit sein, sich zu verlieben?

[Lilia]

Als ich vor kurzem in einer großen Schlange an einem Paketausgabeschalter stand, hörte ich ein Gespräch zweier vor mir wartender Frauen mit. Darin erzählte die eine der anderen - offensichtlich war sie schon etwas länger getrennt - dass sie noch nicht bereit sei, sich wieder zu verlieben.
Das brachte mich natürlich zum Grübeln. Muss man eine innere Bereitschaft haben, sich zu verlieben oder kann man das gar nicht steuern? Einerseits wäre das ja gar nicht schlecht, wenn es um Treue in einer Beziehung geht, wenn man die Bereitschaft haben müsste, aber was, wenn man Probleme mit dem Selbstbewusstsein oder schlechte Erfahrungen gemacht hat? Dann wäre das natürlich eher hinderlich. Und vor allem - was, wenn man das Gegenstück ist und gerne hätte, dass sich die Person in einen verliebt? Wenn der andere nicht bereit ist, sich zu verlieben, wäre ja jegliches Werben vergebliche Liebesmüh.
Was meint ihr, wie sind eure Erfahrungen? Muss man innerlich zur Liebe bereit sein oder ist das alles Quatsch?

[Peter]

Alles Quatsch würde ich nicht sagen. Wahrscheinlich meint die Dame es auch so wie sie es sagt. Aber ich würde mich nicht wundern, wenn sie sich Morgen Hals über Kopf verliebt, wenn ein für sie interessanter Mann in ihr Leben tritt.

Unbewusst Steuern kann ich zumindest, mich nicht in jemanden zu verlieben, der kein Interesse an mir zeigt. Das ist ja schon mal was. Ansonsten wäre ich in einer Single-Situation wohl immer bereit gewesen.

[Cavia]

Da ich nicht an Amor mit seinem Pfeil glaube: Natürlich muss man bereit sein. Ich bin es zum Beispiel nach der Trennung immer noch nicht. Obwohl ich es gern wäre. Wenn ich jemanden geliebt habe, dann kann ich das nicht einfach abstellen und einfach jemand anderen lieben. Ich habe mich immer gewundert, wie schnell manche Leute - vor allem Männer - sich eine neue Frau suchen. Daraus lässt sich für mich nur schließen, dass Menschen oft einfach so in Beziehungen sind ohne großartig verliebt zu sein.

[Peter]

Daraus lässt sich für mich nur schließen, dass Menschen oft einfach so in Beziehungen sind ohne großartig verliebt zu sein.

Wird auch vorkommen. Aber viele Menschen können sich tatsächlich sehr schnell verlieben.

[Dominik]

Es ist wohl sehr unwahrscheinlich, dass man dafür bereit ist. Es passiert einfach, ob man will oder nocht. Ich halte die Aussage von den Frauen für irgendeine Kalenderweißheit, die man sich aus billigen Ratgebern holen kann.

[dfg82]

Ich war theoretisch nie bereit dazu, mich zu verlieben und passiert ist es trotzdem. Ich halte also nicht viel davon. When it happens then it happens.

[Tania]

Ich weiß nicht, wie das bei anderen Menschen ist, aber für mich ist "mich verlieben" wirklich ein aktiver Prozess. Wenn ich nicht bereit bin, mich gedanklich mit einem Menschen zu beschäftigen, dann passiert auch nix. Ich muss ihn schon ab und zu sehen/lesen/von ihm hören, regelmäßig an ihn denken und vielleicht auch ein paar Tagträume zulassen. Wenn ich den Kopf voller anderer Dinge habe - z.B. eine kürzliche Trennung, ein Trauerfall, eine größere Neuanschaffung, eine zu erledigende Arbeit oder Prüfung oder die Frage, wie man die Lemminge sicher ins Haus bringt -, dann wird das nix mit Verlieben.(*)

Vielleicht verlieben sich aus ähnlichen Gründen so viele Leute im Urlaub?

Aber selbst nach erfolgreichem Verlieben kommt dann immer noch die Frage, ob ich auch bereit für eine Beziehung bin .... Was ich subjektiv im Verliebtheitsstatus natürlich bejahen würde, was objektiv aber irgendwie nicht der Fall ist ... zumindest nicht für eine 24/7-Beziehung. Ich bräuchte da wohl was in Teilzeit...

(*) Praktisch daran ist, dass ich so auch steuern kann, in wen ich mich verliebe. Wenn ich merke, dass ich zu oft an einen unpassenden Kandidaten denke - z.B. einen, der sich null für mich interessiert -, muss ich mich nur genug mit anderen Dingen befassen, dann verschwinden die doofen Schmetterlinge wieder.

[Zwerg]

...

Vielleicht oder sogar wahrscheinlich ist es so wie Peter meint.

Zum Verlieben braucht es jedenfalls die rosarote Brille. Wenn man sich selbst die andere Person schlecht redet funktioniert das nicht. Bei guten/schlechten Erfahrungen kommt es auf die Interpretation dieser Erfahrungen an, d. h. welche Schlüsse ich daraus ziehe. Bei wenig Selbstbewusstsein neigt man m. E. eher zu Fehlurteilen/Fehlschlüssen.

[Automobilist]

Mit " Bereitschaft " hat es, so denke ich, nichts zu tun. Es kommt wie ein Blitz aus heiterem Himmel - oder eben nicht.

[Cavia]

Mit " Bereitschaft " hat es, so denke ich, nichts zu tun. Es kommt wie ein Blitz aus heiterem Himmel - oder eben nicht.

Das sehe ich anders. Verlieben kann auch langsam gehen, denn wenn man sich nicht in das Aussehen eines Menschen, sondern in seine Art und sein Verhalten verliebt, dann muss man diesen Menschen erstmal ein bisschen kennenlernen.

Und wenn ich noch an einem anderen Menschen hänge, bin ich einfach nicht offen für einen neuen.

[Versingled]

Und wenn ich noch an einem anderen Menschen hänge, bin ich einfach nicht offen für einen neuen.

Ganz genau ... man muss "offen" dafür sein ...

[oldfield2283]

Und wenn ich noch an einem anderen Menschen hänge, bin ich einfach nicht offen für einen neuen.

Ganz genau ... man muss "offen" dafür sein ...

Ich würde den Eingangspost und die kleine Geschichte in der Schlange einfach so verstehen, daß sie noch nicht über ihre alte Liebe hinweg ist und nicht bereit für Neues. Das ist ihre persönliche Meinung oder Erfahrung und wenn sie mehrere Beziehungen hatte oder Mama oder Oma oder Freundin ihr das so erzählt haben, dann ist das so. Sie ist trotzdem nicht davor gefeit, daß es sie plötzlich wieder trifft.
Von vornherein zu sagen, man wäre bereit sich zu verlieben, und nun mal los, sie/er soll kommen und man wäre bereit - das klappt aber wohl nicht. Weder bei Verliebe-Profis noch bei emotional sagen wir mal Nachhilfeschülern wie mir.

[Versingled]

Von vornherein zu sagen, man wäre bereit sich zu verlieben, und nun mal los, sie/er soll kommen und man wäre bereit - das klappt aber wohl nicht. Weder bei Verliebe-Profis noch bei emotional sagen wir mal Nachhilfeschülern wie mir.

Sich verlieben ist nichts, was bewusst passiert. Trotzdem muss man dafür offen sein. "Bereit" eben ...

[Automobilist]

Und wenn ich noch an einem anderen Menschen hänge, bin ich einfach nicht offen für einen neuen.

Ganz genau ... man muss "offen" dafür sein ...

Was mich anlangt....war das nicht der Fall; ich war Pennäler, als der " Blitz " einschlug. Eine " vorherige " Dame - oder eine " darauffolgende " gab es nie. Bis zu diesem Zeitpunkte hatte ich auch niemals einen Gedanken an diese Eventualität verschwendet - so, wie ich heute auch keinen mehr darauf zu verschwenden brauche.

[Zwerg]

Muss man innerlich zur Liebe bereit sein oder ist das alles Quatsch?

Da müsste man dann auch die Frage stellen, ob Liebe unbedingt Voraussetzung einer Partnerschaft ist. In dem Beispiel kann es sein, dass die Frau eine umgekehrte Reihenfolge als selbstverständlich annimmt in dem sie die Bereitschaft meint, von gelegentlichem Sex mit Männern auf Liebe umzuschalten. Könnte es sein, dass Du in deinen Vorstellungen diese Möglichkeit ausblendest, weil Du von Dir (Kennenlernen - Verlieben - Sex) ausgehst?

[Lilia]

Muss man innerlich zur Liebe bereit sein oder ist das alles Quatsch?

Da müsste man dann auch die Frage stellen, ob Liebe unbedingt Voraussetzung einer Partnerschaft ist. In dem Beispiel kann es sein, dass die Frau eine umgekehrte Reihenfolge als selbstverständlich annimmt in dem sie die Bereitschaft meint, von gelegentlichem Sex mit Männern auf Liebe umzuschalten. Könnte es sein, dass Du in deinen Vorstellungen diese Möglichkeit ausblendest, weil Du von Dir (Kennenlernen - Verlieben - Sex) ausgehst?

Ich glaube, dass meine Vorstellungen da keine Rolle spielen. Für die Frau war jedenfalls "sich verlieben" eine Voraussetzung für eine neue Beziehung, ob der Sex für sie nun mit oder ohne Verliebtsein, vorher oder nachher stattfinden muss, weiß ich nicht.
Es ging schlicht und einfach und ausschließlich um die Frage, ob es jemand Neues im Leben der einen gibt, zu dem sie eine nicht unerhebliche emotionale Bindung hat. Und ihre Antwort war, dass sie noch nicht bereit wäre, sich neu zu verlieben.
Daher meine Frage, ob man auch eurer Meinung nach zum Verlieben eine innere Bereitschaft mitbringen muss.

[Zwerg]

...

Da war ich wohl nicht deutlich. Ich meine, dass die Wahrscheinlichkeit sich zu verlieben bei bestimmten Gelegenheiten schon mal höher ist.

[NeC]

Ich hätte ja nicht gedacht, dass ich einmal Lena Meyer-Landrut zitiere, aber hier passt es gut:

I'm not ready to love you
The way that I want to
I just need a little time now
To find out what I want
klick

Wie offenbar Dominik, der Automobilist und ich selber auch bestätigen können, kann einen das Verliebtsein hinterrücks überfallen, ohne dass man in irgend einer Weise bereit dafür sein müsste. Vermutlich passiert das in dieser Form aber eher Leuten, die in Liebes- und Beziehungsdingen (noch) unerfahren sind.

Ich selbst erkenne mittlerweile frühzeitig die Anzeichen, und kann damit zumindest ein Verlieben meinerseits aktiv verhindern. Das ist mitunter als Selbstschutz nötig, wenn die Adressatin meiner "Verliebtheitsgefühle in spe" bereits vergeben oder anderweitig tabu ist, oder mir schon einen Korb gegeben hat. Leider kann ich es nur in dieser Richtung etwas steuern. Aktiv Verliebtheitsgefühle heraufbeschwören, wo von selbst bisher keine waren, funktioniert bei mir (leider!) überhaupt nicht.

Wozu also offen oder bereit sein, wenn es doch auch von selbst passiert? Ich glaube: man muss offen sein, wenn die Verliebtheit dann auch zu etwas führen soll. D.h. wenn man nicht nur jemanden von ferne anhimmeln, sondern sich ernsthaft kennenlernen, näherkommen, und ggf. auch Teil eines Paars werden möchte.

[Nephthys79]

Ich kann mit dem Begriff "sich verlieben" nicht viel anfangen, ich denke, das ist ein bisschen viel verlangt, wenn man lange Single ist. Aber die Bereitschaft, mit jemandem eine Verbindung zu schaffen bräuchte ich schon. Und diese Verbindung (beiderseitig) ist dann eben auch sehr, sehr selten spürbar.