Soziale Phobie (Krankheit oder nicht?)

Gedanken zum Thema "Absolute Beginner", Erlebnisse und was einem auf dem Herzen liegt
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Karlsson
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Soziale Phobie (Krankheit oder nicht?)

Beitrag von Karlsson »

Ungefähr 2008 erfuhr ich durch eine Psychotherapie, dass ich Soziale Phobie habe. Ich bin einer Selbsthilfegruppe beigetreten, dort gab es auch Familienväter, verpartnerte und auch Mütter. Es wäre wohl unfair zu behaupten, sie hätten es doch gut, da sie jemanden an ihrer Seite haben. Dennoch fühlte ich mich dort fehl am Platze. Soziale Phobie kann wohl jeden treffen...
Es ist wohl, meiner Meinung nach, eine (kleine) Erkrankung, die von der Gesellschaft nicht wirklich ernst genommen wird. Man wendet sich lieber von uns ab...
Und so sitze ich hier wieder alleine zuhause, keine sozialen Kontakte (sie wohnen leider weit weg) und der Himmel ist endlos grau und kalt...
Sei du selbst, alle anderen sind schon vergeben 🍀
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Mit müden Augen
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Re: Soziale Phobie (Krankheit oder nicht?)

Beitrag von Mit müden Augen »

Soziale Phobie ist eine "richtige" Krankheit, kann aber sehr unterschiedlich ausfallen. Und man sollte es nicht mit Schüchternheit verwechseln wie viele es gerne tun.

Informiere dich mal über kognitive Verhaltenstherapie, das ist der Standard bei Sozphobie.
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Settembrini
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Re: Soziale Phobie (Krankheit oder nicht?)

Beitrag von Settembrini »

Eine Sozialphobie ist eine psychische Erkrankung. Sie verläuft, wie Mit müden Augen völlig richtig angemerkt hat, unterschiedlich, hat aber die gleichen Symptome.

Wer unter einer Sozialphobie leidet, ist nicht zwangsweise schüchtern zu nennen. Er hat aber übermäßig ausgebildete Ängste, im sozialen Bereich Fehler zu machen oder auf Disharmonie zu stoßen und ist dadurch gehemmt und unglücklich im Leben. Wer darunter leidet, möchte es oft möglichst allen Menschen recht machen, was einer Quadratur des Kreises gleichkommt. Wer darunter leidet, ist penibel darauf bedacht, gemocht zu werden und keinen Streit zu erleben. Streit oder Disharmonie ängstigen solche Menschen und machen sie zudem unglücklich.
Das Beachtenswerte dabei ist, dass Menschen mit einer Sozialphobie sehr oft bei ihren Mitmenschen überaus beliebt sind, eben aus Gründen ihrer Wesenszüge und dem „Erfolg“ – wenn ich es einmal so ausdrücken darf – ihrer psychologischen Kämpfe. Doch bemerken sie es entweder nicht oder erschöpft die ständige Suche nach Harmonie und sozialem Frieden sie dermaßen, dass sie letzten Endes nicht von diesem Gemocht werden etwas haben.

Das ist hier nur ein kurzer Exkurs. Und wenn sich nun jemand fragt, weshalb ich das derart verfasst habe: Auch bei mir ist eine Sozialphobie diagnostiziert worden. Und all das, was ich eben beschreiben habe geistert, seit ich denken kann, durch mein Dasein. Eine Sozialphobie kann dabei der Wegbereiter zu einer ernsthaften Depression sein – wie sie es auch bei mir war. Ich war aus dem Grund der Erkrankung niemals in einer Selbsthilfegruppe, aber ich kann das Gefühl der Deplatzierung von Karlsson gut nachvollziehen. Durch meine Sozialphobie neige ich zudem dazu, es dem Therapeuten „Recht machen zu wollen“, er soll ein Erfolg seiner Bemühungen mit mir haben. Insofern bin ich vielleicht tatsächlich auch nicht zu therapieren. Ich bin seit Jahrzehnten in Behandlung bei einem Psychologen und werde den Rest meines Lebens Psychopharmaka einnehmen müssen, um meinen Alltag meistern zu können.
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Re: Soziale Phobie (Krankheit oder nicht?)

Beitrag von Mit müden Augen »

Settembrini hat geschrieben: Sonntag 10. November 2024, 09:28Und all das, was ich eben beschreiben habe geistert, seit ich denken kann, durch mein Dasein.
:sadman:
Eine Sozialphobie kann dabei der Wegbereiter zu einer ernsthaften Depression sein – wie sie es auch bei mir war.
#metoo, das ist ja deutlich zu merken hier. :crybaby: :oops: :oops:
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Re: Soziale Phobie (Krankheit oder nicht?)

Beitrag von DocSumisu »

SP ist eine psychische Krankheit. Hab ich auch. Und war damit u. a. Wegbereiter für einiges oder es hat den anderen Krankheiten einfacher gemacht stattfinden zu können, sich einzunisten und zu etablieren.

SP ist für mich zumindest eine krasse Bewertungsangst (aber nicht nur). Egal ob positiv oder negativ. Für mich ist das Getratsche, weil es oft die Person nicht betrifft, für mich ist es verletzend, weil jeder meint, man hört das nicht und dadurch wird man für dumm gehalten. Dazu kommt ein stark-etabliertes Misstrauen gegenüber Menschen wegen Dingen aus meiner Vergangenheit, die wiederum in anderen Diagnosen mündeten.
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Re: Soziale Phobie (Krankheit oder nicht?)

Beitrag von relay »

Soziale Phobie ist eine Erkrankung. Ich glaube es ist sogar eine "erlernte" Erkrankung. Ich habe Jahrzehnte mit starken Depressionen und sozialen Phobien verbracht. Erst als ich mit Anfang 40 wirklich total am Boden war habe ich mir Hilfe (Therapie) gesucht und meine sozialen Phobien und Depressionen bekämpft.

Es ist nicht leicht, es kostet gerade am Anfang unendlich viel Überwindung. Mein "Gamechanger" war der neben dem Sport das Onlinedating wo ich plötzlich mit neuen Menschen konfroniert war.
Ich hatte z.b. im professionellen Bereich (als Arbeit) keinerlei Probleme, nur immer im privaten Bereich. Ich hatte niemanden, keine Freunde, keine Bekannten. Ich hätte z.B. nicht mal meinen 40 Geburtstag feiern können weil ich schlicht außer meiner Schwester niemanden dazu einladen hätte können. Ich war stark übergewichtig und hatte öfter den Wunsch in ein Gym zu gehen. Einmal habe ich es sogar durch die erste Eingangstür (gibt 2) geschafft. Panikattake zurück ins Auto. Die Situation, die neuen Menschen, alles hat mich überfordert.

In der Therpaie wurde ich da langsam rausgeführt. Erster Schritt war Sport, täglich 15 min. Spaziergang egal bei welchem Wetter. Laut Therpeutin ging es darum das ich das Haus verlasse und meine Routinen durchbreche. Dann ging es ins Fitnesscenter, Schwimmen etc... Bei mir kam dann gleichzeitig noch mein outing dazu, schwul, hardcore Ab, 40. Ich habe über Onlinedating kontakte geknüft mich mit Männern getroffen, erfahrungen gesammelt. Hatte aber auch Glück das der erste Mann den ich gedatet habe ein total netter Typ war mit dem ich heute gut befreundet bin.

Ich hatte es weit gebracht und trotzdem hatte ich immer wieder Einbrüche. Ob dies die Depression war oder die sozialen Phobien weiß ich nicht. Jedenfalls ging es mir an manchen Tagen sehr gut nur um dann völlig unerwartet von einer Sekunde auf die andere in ein totales Loch zu fallen. Das ging Monate so. Ich habe mich dann schwersten herzens dazu entschlossen es doch einmal mit Antidepressiva zu probieren (hausarzt). Und siehe da, selbst die geringst möglich Dosis hilft mir hier bereits. Meine sozialen Ängste (und die Einbrüche) sind wie weggeblasen. Ich bin heute ein sehr kommunikativer, offener Mann.
Mittlerweile bin ich in einer Beziehung, mit meinem Traummann den ich über alles Liebe. Mit dem guten Freund der mein erstes Date war, war ich vor ein paar Wochen im für ein paar Tage im Urlaub. Letzte Woche hatte ich mit bei mir 5 Freunden einen DVD und Spielabend wo ich meinen Freunden zum ersten Mal meinen Partner vorgestellt habe.

Es führt also ein Weg aus den Phobien, wenn man es allein nicht schafft muss man sich hilfe holen. Aber es ist kein Schicksal in das man sich ergeben muss.

Ein abgedroschener Satz der bald als Tatoo meinen Unterarm zieren wird. "Das Leben ist zu kurz für irgendwann".
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Re: Soziale Phobie (Krankheit oder nicht?)

Beitrag von Settembrini »

relay hat geschrieben: Sonntag 10. November 2024, 16:46 Es führt also ein Weg aus den Phobien, wenn man es allein nicht schafft muss man sich hilfe holen. Aber es ist kein Schicksal in das man sich ergeben muss.

Ein abgedroschener Satz der bald als Tatoo meinen Unterarm zieren wird. "Das Leben ist zu kurz für irgendwann".
Es gibt gewiss Wege aus Phobien. Jeder Therapeut wendet es dementsprechend an, indem er die Betroffenen sich den Phobien stellen lässt. Therapiert wird nach dem Motto: „Deine Ängste sind weit weniger schlimm, als du annimmst.“

Nun müssen wir aber Phobien und Depressionen unbedingt trennen. Eine Sozialphobie mag der Motor für eine Depression sein, sie ist aber nicht die Depression selbst. Es ist durchaus möglich, dass man aus einer Depression sein Leben lang nicht mehr herausfindet. Denn es genügt eben leider nicht, „sich zusammenzureißen“, wie etwa bei einer moralischen Verstimmung, die jeden Menschen auf der Welt trifft. Depressionen sind nicht von einer Logik umfangen, sie treten unvermittelt auf und können völlig unabhängig von der tatsächlichen Lebenssituation des oder der Einzelnen vorkommen. Bei mir kann ein ganz böser Depressionsschub in meinem persönlichen Paradies in Frankreich auftreten, inmitten von Freunden, Sonne, Freiheit und guten Speisen und Wein.

Wer mich kennt oder erlebt, hat mir solcherlei Erkrankungen übrigens niemals zugetraut. Denn es ist keineswegs so, dass man eine Sozialphobie oder auch eine daraus resultierende Depression dem Menschen anmerken kann. Ebendies führt mitunter zu einer bösen Fehleinschätzung an den Betroffenen, bei denen man das dann "niemals vermutet hätte.“ Denn zum Glück kann niemand in unsere Seelen schauen oder wahrhaftig Gedanken lesen. Andererseits sind eben diese verborgenen Dinge der Grund, weswegen ein Mensch völlig falsch eingeschätzt wird und im Falle der Offenbarung seiner selbst alle anderen regelrecht erschüttert sein können.
Es ist ein falsches Beispiel im Rahmen der Thematik, aber bei Amokläufern kann dieses Phänomen häufig beobachtet werden, da es eben nicht die Choleriker sind, die solche Taten begehen, sondern die vergessenen grauen Mäuse, die niemand bemerkte und denen niemand „sowas zugetraut hätte.“

Für Dich, relay, freue ich mich, dass Du Dein Leben hinsichtlich Deiner Ängste offenbar in den Griff bekommen hast. Dein Bericht dazu, den Du hier teilst, liest sich am Schluss überaus glücklich, um nicht zu sagen fröhlich. Ich gönne Dir Dein Glück von ganzem Herzen. :vielglueck:
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Re: Soziale Phobie (Krankheit oder nicht?)

Beitrag von oldfield2283 »

In vielem was hier geschrieben wurde, finde ich mich selbst auch wieder. Depressionen ja, sogar klinisch diagnostiziert. Soziale Phobien ja wenn auch eher in Selbstdiagnose wegen der Erfahrungen und meines Lebens und Verhaltens. Verlorensein und sich falsch aufgehoben sein bzw im falschen Film befindlich selbst in Selbsthilfegruppen wo ich verloren da sitze und den Mund nicht auf bekomme. Und teilweise sogar Neid und Wut auf die viel jüngeren und durchgängig verparterten Leidensgenossen mit ihren Problemen die ich nicht begriff.
Ob es eine Krankheit ist, ja sicher wobei es bestimmt ganz viele individuelle Ausprägungen und Schweregrade gibt. So wie ich oft gesehen werde und man mir nicht annimmt oder glaubt und was ich selbst fühle sind sehr oft zwei paar Schuhe. Richtig ist aber, wenn man lieber allen sozialen Kontakten und Verhältnissen.aus dem Wege geht, weil man Angst davor hat, sich wieder zu blamieren oder abgelehnt zu werden oder auch nur gezeigt zu bekommen dass man für vielles im Zwischenmenschlichen anscheinend nicht gut genug oder nicht gemacht ist. Wenn man es dann lieber meidet und dem aus dem Weg geht und bequem allein bleibt, dann hat das viel mit krank sein, Unvermögen und Phobie zu tun.
Wir würden uns oft unserer edelsten Taten schämen, wenn die Welt alle ihre Motive kennte.
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Re: Soziale Phobie (Krankheit oder nicht?)

Beitrag von Automobilist »

oldfield2283 hat geschrieben: Montag 11. November 2024, 06:52 Richtig ist aber, wenn man lieber allen sozialen Kontakten und Verhältnissen.aus dem Wege geht, weil man Angst davor hat, sich wieder zu blamieren oder abgelehnt zu werden oder auch nur gezeigt zu bekommen dass man für vielles im Zwischenmenschlichen anscheinend nicht gut genug oder nicht gemacht ist. Wenn man es dann lieber meidet und dem aus dem Weg geht und bequem allein bleibt, dann hat das viel mit krank sein, Unvermögen und Phobie zu tun.
Mein Senf dazu : ich gehe " Kontakten " und " Verhältnissen " nicht deshalb aus dem Wege, weil ich Angst hätte, mich zu " blamieren "; vielmehr deshalb, weil ich von den meisten Menschen schon immer angewidert war und es auch keinerlei Gemeinsamkeiten gegeben hätte.
Ich würde das aber weder als krank noch Unvermögen noch als Phobie einstufen, soweit ich betroffen bin : Misanthropie.
Das Unvermögen verstärkt sich allerdings im Laufe der Jahrzehnte; eine Fähigkeit, welche ohnehin niemals sehr ausgeprägt war, verliert sich wohl völlig, wenn nie angewandt.
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Re: Soziale Phobie (Krankheit oder nicht?)

Beitrag von Mit müden Augen »

Settembrini hat geschrieben: Montag 11. November 2024, 06:31Nun müssen wir aber Phobien und Depressionen unbedingt trennen. Eine Sozialphobie mag der Motor für eine Depression sein, sie ist aber nicht die Depression selbst. Es ist durchaus möglich, dass man aus einer Depression sein Leben lang nicht mehr herausfindet. Denn es genügt eben leider nicht, „sich zusammenzureißen“
+1. Ich meine aber Depressionen treten bei Sozialphobie (oder umgekehrt?) häufiger auf? Auf jeden Fall ist es eine :upps: Mischung, denn gegen Sozialphobie hilft nun mal korrekt ausgeführte Konfrontation / Verhaltenstherapie; aber dafür braucht es verdammt viel Energie die man als Depressiver nicht hat...
Wer mich kennt oder erlebt, hat mir solcherlei Erkrankungen übrigens niemals zugetraut. Denn es ist keineswegs so, dass man eine Sozialphobie oder auch eine daraus resultierende Depression dem Menschen anmerken kann.
Ja. Sozialphobie bzw ich meine Phobien allgemein erzeugt/erzeugen ausgeprägtes Vermeidungsverhalten. Ich selber spreche da immer von einer Maske die ich auf habe.
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Re: Soziale Phobie (Krankheit oder nicht?)

Beitrag von time4change »

Mit müden Augen hat geschrieben: Montag 11. November 2024, 10:46 Ich meine aber Depressionen treten bei Sozialphobie (oder umgekehrt?) häufiger auf?
Ich würde intuitiv folgende Kausalität - nicht in JEDEM Fall, aber bei vielen Betroffenen - vermuten:

Sozialphobie dürfte häufig zu fehlenden oder zumindest unzureichenden sozialen Kontakten führen? Sprich zu Einsamkeit?

Und Vereinsamung würde ich als Laie als einen Faktor annehmen, der nicht alleine aber mit ursächlich für viele Depressionen sein dürfte?

PS:
Settembrini hat geschrieben: Sonntag 10. November 2024, 09:28 Wer unter einer Sozialphobie leidet, ... hat ... übermäßig ausgebildete Ängste, im sozialen Bereich Fehler zu machen oder auf Disharmonie zu stoßen ..., möchte es oft möglichst allen Menschen recht machen, ..., ist penibel darauf bedacht, gemocht zu werden und keinen Streit zu erleben.
Ok, dann ist diese Erkrankung bei mir nicht zu diagnostizieren ...
Eine gewisse Phobie gegen eine Mehrzahl der Menschen auf diesem Planeten habe ich allerdings schon!
Ist dann wohl eher Misanthropie? Oder Allergie gegen Bullshit, geistiges Vakuum und Dummheit?
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Re: Soziale Phobie (Krankheit oder nicht?)

Beitrag von Settembrini »

time4change hat geschrieben: Montag 11. November 2024, 16:50 Ok, dann ist diese Erkrankung bei mir nicht zu diagnostizieren ...
Eine gewisse Phobie gegen eine Mehrzahl der Menschen auf diesem Planeten habe ich allerdings schon!
Ist dann wohl eher Misanthropie? Oder Allergie gegen Bullshit, geistiges Vakuum und Dummheit?
Wer Angst vor Menschen im Allgemeinen bzw. vor deren Wesensarten hat und diese im Grund widerlich findet, hat keine Angst, dass ihn die anderen nicht mögen könnten oder dass er / sie selbst gegenüber den anderen Menschen Fehler begehen könnte und ist somit von keiner Sozialphobie umwoben.

Die Verachtung der Menschen und ihre Ablehnung als solche macht den Misanthropen aus. Auch Automobilist hat davon bei sich weiter oben bereits berichtet. In gewissen Dosen und Schüben wird auch jeder so etwas bei sich erkennen. Ein Misanthrop hat dabei auch gar nicht den Wunsch, sich mit anderen Menschen abzugeben, eben, weil Menschen von ihm oder ihr abgelehnt werden. Bei einer Sozialphobie ist das keineswegs so; dort dürstet man im Grunde nach dem menschlichen Kreis und vor allen deren Wertschätzung, zieht sich aber oft auch zurück, weil Versagungsängste bestehen.

Für Misanthropie müsste aber m.E. ein neuer Thread eröffnet werden, weil Sozialphobie und Misanthropie ziemlich gegensätzliche Formen haben: Hier die eigentliche Liebe des Menschen und die Angst, sie nicht erfüllen zu können, dort die Verachtung und Ablehnung der Menschen und der Wunsch, möglichst wenig von ihnen mitzubekommen.

Im Grunde ein hochinteressantes Thema, wie ich finde. Und hier zwei Beispiele, wie bunt die Welt ist.
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Re: Soziale Phobie (Krankheit oder nicht?)

Beitrag von eine »

Settembrini hat geschrieben: Dienstag 12. November 2024, 06:30
time4change hat geschrieben: Montag 11. November 2024, 16:50 Ok, dann ist diese Erkrankung bei mir nicht zu diagnostizieren ...
Eine gewisse Phobie gegen eine Mehrzahl der Menschen auf diesem Planeten habe ich allerdings schon!
Ist dann wohl eher Misanthropie? Oder Allergie gegen Bullshit, geistiges Vakuum und Dummheit?
Wer Angst vor Menschen im Allgemeinen bzw. vor deren Wesensarten hat und diese im Grund widerlich findet, hat keine Angst, dass ihn die anderen nicht mögen könnten oder dass er / sie selbst gegenüber den anderen Menschen Fehler begehen könnte und ist somit von keiner Sozialphobie umwoben.

Die Verachtung der Menschen und ihre Ablehnung als solche macht den Misanthropen aus. Auch Automobilist hat davon bei sich weiter oben bereits berichtet. In gewissen Dosen und Schüben wird auch jeder so etwas bei sich erkennen. Ein Misanthrop hat dabei auch gar nicht den Wunsch, sich mit anderen Menschen abzugeben, eben, weil Menschen von ihm oder ihr abgelehnt werden. Bei einer Sozialphobie ist das keineswegs so; dort dürstet man im Grunde nach dem menschlichen Kreis und vor allen deren Wertschätzung, zieht sich aber oft auch zurück, weil Versagungsängste bestehen.

Für Misanthropie müsste aber m.E. ein neuer Thread eröffnet werden, weil Sozialphobie und Misanthropie ziemlich gegensätzliche Formen haben: Hier die eigentliche Liebe des Menschen und die Angst, sie nicht erfüllen zu können, dort die Verachtung und Ablehnung der Menschen und der Wunsch, möglichst wenig von ihnen mitzubekommen.

Im Grunde ein hochinteressantes Thema, wie ich finde. Und hier zwei Beispiele, wie bunt die Welt ist.
Mich überzeugt diese Aufspaltung in zwei Gegensätze nicht - wahrscheinlich deshalb, weil ich jeweils die Frage nach den Ursachen die entscheidende finde. Und die sind nicht allzu gegensätzlich, glaube ich. Denn jedes kleine Kind sehnt sich, wenn es geboren ist, erstmal nach Nähe und anderen Menschen. Menschen sind soziale Wesen. Wenn dieses Bedürfnis später so schwer umsetzbar ist, dass große Ängste damit verbunden sind (Sozialphobie), oder wenn es erfolgreich so weit verdrängt wurde, dass es nicht mal mehr wahrnehmbar ist (Misanthropie), dann ist davor einiges an den ursprünglich vorhandenen Fähigkeiten und Wünschen, mit denen wir alle geboren wurden, zerstört worden.
Das heißt natürlich nicht, dass es nicht sehr unterschiedlich stark ausgeprägte Nähebedürfnisse gibt, und auch nicht, dass es nicht jede Menge Gründe gibt, die Menschen an sich - und einzelne ganz besonders - sehr skeptisch zu sehen (erst recht angesichts des aktuellen Zustands der Welt und auch angesichts der größten Teile der Menschheitsgeschichte). Und ich habe erst recht keine Lösungen, wie all das, was irgendwann zerstört wurde, wieder "geheilt" werden kann. Aber wir werden wohl alle diese Bedürfnisse, die alle Menschen haben/hatten (auch diejenigen, die sie nicht oder kaum mehr spüren) nie ignorieren können - dieser Mangel, den wir (bewusst oder unbewusst) empfinden, hat uns zum Beispiel ja auch hier in dieses Forum geführt.
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Re: Soziale Phobie (Krankheit oder nicht?)

Beitrag von Settembrini »

eine hat geschrieben: Dienstag 12. November 2024, 10:25 Mich überzeugt diese Aufspaltung in zwei Gegensätze nicht - wahrscheinlich deshalb, weil ich jeweils die Frage nach den Ursachen die entscheidende finde. Und die sind nicht allzu gegensätzlich, glaube ich. Denn jedes kleine Kind sehnt sich, wenn es geboren ist, erstmal nach Nähe und anderen Menschen. Menschen sind soziale Wesen. Wenn dieses Bedürfnis später so schwer umsetzbar ist, dass große Ängste damit verbunden sind (Sozialphobie), oder wenn es erfolgreich so weit verdrängt wurde, dass es nicht mal mehr wahrnehmbar ist (Misanthropie), dann ist davor einiges an den ursprünglich vorhandenen Fähigkeiten und Wünschen, mit denen wir alle geboren wurden, zerstört worden.
Das heißt natürlich nicht, dass es nicht sehr unterschiedlich stark ausgeprägte Nähebedürfnisse gibt, und auch nicht, dass es nicht jede Menge Gründe gibt, die Menschen an sich - und einzelne ganz besonders - sehr skeptisch zu sehen (erst recht angesichts des aktuellen Zustands der Welt und auch angesichts der größten Teile der Menschheitsgeschichte). Und ich habe erst recht keine Lösungen, wie all das, was irgendwann zerstört wurde, wieder "geheilt" werden kann. Aber wir werden wohl alle diese Bedürfnisse, die alle Menschen haben/hatten (auch diejenigen, die sie nicht oder kaum mehr spüren) nie ignorieren können - dieser Mangel, den wir (bewusst oder unbewusst) empfinden, hat uns zum Beispiel ja auch hier in dieses Forum geführt.
Wenn vom Ursprung des Menschlichen ausgegangen wird, sind natürlich sämtliche Verhaltensweisen, Phobien und Wesensarten der Menschen miteinander verknüpft, ähnlich wie bei einem Baum, der von der Wurzel bis in die Krone treibt und jede nur erdenkliche Zweige entwickelt.
Die zwei Wesensarten Sozialphobie und die des Misanthropen können aber meines Erachtens zum Ende hin nicht (mehr) vom ursprünglichen Wunsche nach Nähe verglichen werden. Denn sie beschreiten irgendwann völlig unterschiedliche Pfade; der Misanthrop wird vom Menschen enttäuscht worden sein und deshalb seine Ablehnung entwickelt haben. Die Menschen mit einer Sozialphobie wurden hingegen nicht zwangsweise enttäuscht, sondern entwickelten eine gesteigerte Sozialsehnsucht – und sind somit fast entgegengesetzt zum Misanthropen. Und eben darin spiegeln sich die Gegensätze wider, wenn die beiden Wesenszüge auch vom Ursprung her gewiss der menschlichen Eigenschaft des Sozialbedürfnisses herrühren.

Wichtig ist hierbei die Vermeidung von Wertigkeiten. Denn beide - der Mensch mit der Sozialphobie als auch der Misanthrop - haben, wie völlig richtig bemerkt, eine Vorgeschichte erlebt, der sie jeweils in die eine oder die andere Richtung schwenken ließ.
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Re: Soziale Phobie (Krankheit oder nicht?)

Beitrag von eine »

Settembrini hat geschrieben: Dienstag 12. November 2024, 11:28
eine hat geschrieben: Dienstag 12. November 2024, 10:25 Mich überzeugt diese Aufspaltung in zwei Gegensätze nicht - wahrscheinlich deshalb, weil ich jeweils die Frage nach den Ursachen die entscheidende finde. Und die sind nicht allzu gegensätzlich, glaube ich. Denn jedes kleine Kind sehnt sich, wenn es geboren ist, erstmal nach Nähe und anderen Menschen. Menschen sind soziale Wesen. Wenn dieses Bedürfnis später so schwer umsetzbar ist, dass große Ängste damit verbunden sind (Sozialphobie), oder wenn es erfolgreich so weit verdrängt wurde, dass es nicht mal mehr wahrnehmbar ist (Misanthropie), dann ist davor einiges an den ursprünglich vorhandenen Fähigkeiten und Wünschen, mit denen wir alle geboren wurden, zerstört worden.
Das heißt natürlich nicht, dass es nicht sehr unterschiedlich stark ausgeprägte Nähebedürfnisse gibt, und auch nicht, dass es nicht jede Menge Gründe gibt, die Menschen an sich - und einzelne ganz besonders - sehr skeptisch zu sehen (erst recht angesichts des aktuellen Zustands der Welt und auch angesichts der größten Teile der Menschheitsgeschichte). Und ich habe erst recht keine Lösungen, wie all das, was irgendwann zerstört wurde, wieder "geheilt" werden kann. Aber wir werden wohl alle diese Bedürfnisse, die alle Menschen haben/hatten (auch diejenigen, die sie nicht oder kaum mehr spüren) nie ignorieren können - dieser Mangel, den wir (bewusst oder unbewusst) empfinden, hat uns zum Beispiel ja auch hier in dieses Forum geführt.
Wenn vom Ursprung des Menschlichen ausgegangen wird, sind natürlich sämtliche Verhaltensweisen, Phobien und Wesensarten der Menschen miteinander verknüpft, ähnlich wie bei einem Baum, der von der Wurzel bis in die Krone treibt und jede nur erdenkliche Zweige entwickelt.
Die zwei Wesensarten Sozialphobie und die des Misanthropen können aber meines Erachtens zum Ende hin nicht (mehr) vom ursprünglichen Wunsche nach Nähe verglichen werden. Denn sie beschreiten irgendwann völlig unterschiedliche Pfade; der Misanthrop wird vom Menschen enttäuscht worden sein und deshalb seine Ablehnung entwickelt haben. Die Menschen mit einer Sozialphobie wurden hingegen nicht zwangsweise enttäuscht, sondern entwickelten eine gesteigerte Sozialsehnsucht – und sind somit fast entgegengesetzt zum Misanthropen. Und eben darin spiegeln sich die Gegensätze wider, wenn die beiden Wesenszüge auch vom Ursprung her gewiss der menschlichen Eigenschaft des Sozialbedürfnisses herrühren.

Wichtig ist hierbei die Vermeidung von Wertigkeiten. Denn beide - der Mensch mit der Sozialphobie als auch der Misanthrop - haben, wie völlig richtig bemerkt, eine Vorgeschichte erlebt, der sie jeweils in die eine oder die andere Richtung schwenken ließ.
Ich denke schon, dass auch Menschen mit Sozialphobie enttäuscht und sehr stark verletzt wurden - zum Beispiel, indem sie (aufgrund ihrer Eltern, Kindheit usw.) nie oder zumindest zu wenig die Chance hatten, zu erleben, dass ihre Bedürfnisse berechtigt sind und akzeptiert werden. Sonst hätten sie nicht diese Ängste entwickelt. Aber es stimmt natürlich, dass die einen ihre Nähebedürfnisse weiterhin mehr oder weniger bewusst wahrnehmen, und die anderen höchstens unbewusst (zum Beispiel, indem sie hier aufgetaucht sind, obwohl sie glauben, dass es für sie okay sei, völlig isoliert zu sein).
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Re: Soziale Phobie (Krankheit oder nicht?)

Beitrag von Settembrini »

eine hat geschrieben: Dienstag 12. November 2024, 12:00 Ich denke schon, dass auch Menschen mit Sozialphobie enttäuscht und sehr stark verletzt wurden - zum Beispiel, indem sie (aufgrund ihrer Eltern, Kindheit usw.) nie oder zumindest zu wenig die Chance hatten, zu erleben, dass ihre Bedürfnisse berechtigt sind und akzeptiert werden. Sonst hätten sie nicht diese Ängste entwickelt. Aber es stimmt natürlich, dass die einen ihre Nähebedürfnisse weiterhin mehr oder weniger bewusst wahrnehmen, und die anderen höchstens unbewusst (zum Beispiel, indem sie hier aufgetaucht sind, obwohl sie glauben, dass es für sie okay sei, völlig isoliert zu sein).
Das denke ich auch. Und aus eigener Erfahrung kann ich schreiben: Es ist auch so!
Wie ich ausführte: Die Ursprünge sind sicher die gleichen, die Wege danach aber grundverschieden.

Und noch dies: Solange ein Mensch zufrieden mit seiner Isolation ist, weil er seine Mitmenschen nicht ausstehen kann, ist das für mich legitim. Schwierig wird es für mich erst dann, wenn solche Menschen sich aus dem genannten Grunde ganz absichtlich und mit eigenem Wollen einkapseln und sich dann beschweren, dass sich niemand um sie kümmert.
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Re: Soziale Phobie (Krankheit oder nicht?)

Beitrag von Optimistin »

Karlsson hat geschrieben: Samstag 9. November 2024, 17:43 ...
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Re: Soziale Phobie (Krankheit oder nicht?)

Beitrag von Karlsson »

Settembrini hat geschrieben: Sonntag 10. November 2024, 09:28 Wer unter einer Sozialphobie leidet, ist nicht zwangsweise schüchtern zu nennen. Er hat aber übermäßig ausgebildete Ängste, im sozialen Bereich Fehler zu machen oder auf Disharmonie zu stoßen und ist dadurch gehemmt und unglücklich im Leben. Wer darunter leidet, möchte es oft möglichst allen Menschen recht machen, was einer Quadratur des Kreises gleichkommt. Wer darunter leidet, ist penibel darauf bedacht, gemocht zu werden und keinen Streit zu erleben. Streit oder Disharmonie ängstigen solche Menschen und machen sie zudem unglücklich.
Sehr treffend formuliert. Ich würde mich nicht (mehr) als schüchtern bezeichnen. Dahinter stecken auch sicherlich 'erlernte' Ängste, z. B. Mobbing/Hänseleien in der Schule oder unerfüllte Erlebnisse in der Kindheit, die zwar (vermutlich) längst verdrängt sind, doch immer noch unbemerkt tief sitzen. Die Ablehnung, die Disharmonie, das nicht gemocht werden, das getuschele hinter meinem Rücken (der Mensch redet gerne über andere).
Alles, was in der Freizeit selbstverständlich ist, Ausgehen und Freunde treffen, Stammtisch, Vereine oder ähnliches, all das wäre in der Freizeit noch viel härtere Arbeit, mit dem Unterschied, dass sie nicht bezahlt wird. Dementsprechend ist man schnell erschöpft.
Typisch männlicher Adrenalin-Kick: Nicht vorhanden, eher hoffnungsloser Romantiker.
Optimistin hat geschrieben: Dienstag 12. November 2024, 17:31
Karlsson hat geschrieben: Samstag 9. November 2024, 17:43 ...
Und so sitze ich hier wieder alleine zuhause, keine sozialen Kontakte (sie wohnen leider weit weg) und der Himmel ist endlos grau und kalt...
:umarmung2: :umarmung2: :umarmung2:
Danke Dir... :)
Sei du selbst, alle anderen sind schon vergeben 🍀
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Automobilist
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Re: Soziale Phobie (Krankheit oder nicht?)

Beitrag von Automobilist »

Karlsson hat geschrieben: Mittwoch 13. November 2024, 21:07 Ich würde mich nicht (mehr) als schüchtern bezeichnen.Ich denke das war ich nie !Dahinter stecken auch sicherlich 'erlernte' Ängste, z. B. Mobbing/Hänseleien in der Schule oder unerfüllte Erlebnisse in der Kindheit, die zwar (vermutlich) längst verdrängt sind, doch immer noch unbemerkt tief sitzen. Die Ablehnung, die Disharmonie, das nicht gemocht werden, das getuschele hinter meinem Rücken (der Mensch redet gerne über andere). Das habe ich denen damals sehr schnell abgewöhnt - und auch nie mehr einen Gedanken daran verschwendet. Was Leute reden - war mir schon immer völlig Pappendeckel.
Alles, was in der Freizeit selbstverständlich ist, Ausgehen und Freunde treffen, Stammtisch, Vereine oder ähnliches, all das wäre in der Freizeit noch viel härtere Arbeit, mit dem Unterschied, dass sie nicht bezahlt wird. Dementsprechend ist man schnell erschöpft.Welch Gruselcabinet - ich bin niemals " ausgegangen " ( wohin auch ? ); Freunde treffen ging bis vor etwa 30 Jahren, dann waren alle tot; " Stammtisch " - lieber Erschießungscommando; " Vereine " - dito....
Typisch männlicher Adrenalin-Kick: Nicht vorhanden, eher hoffnungsloser Romantiker.Eher knochenharter Realist....jetzt. Der Romantiker ist dahingestorben.
Und so sitze ich hier wieder alleine zuhause, keine sozialen Kontakte (sie wohnen leider weit weg) und der Himmel ist endlos grau und kalt...Der Himmel kann so kalt sein, wie er will - es gibt ja Holz im Ofen. Ich bin auch alleine - muß aber heute meine Türverkleidungen fertigmachen - wo meine Freunde jetzt sind, kann ich sie nicht mehr besuchen. Oder bald, für immer. Da hilft nur eiserner Wille und martialischer Blick - der Geist von Langemarck !
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Settembrini
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Re: Soziale Phobie (Krankheit oder nicht?)

Beitrag von Settembrini »

Es ist sehr aussagekräftig zu lesen, wie unterschiedlich die Menschen sind und mit dem Alleinsein umgehen, umgehen können oder eben nicht umgehen können.

Der Mensch mit einer Sozialphobie kann, wie schon beschreiben, durchaus als charakterstark und selbstbewusst wahrgenommen werden. Bei mir käme niemand auf die Idee, dass ebendiese Phobie mich seit meiner Kindheit begleitet. Diejenigen, die davon wissen, glauben es zunächst auch alle nicht, bis Erläuterungen folgen.
Wen so etwas umgibt, leidet, wie @Karlsson treffend beschreibt, an seinen eigenen Anforderungen und Anstrengungen. Wenn ich Gäste in meinem Haus empfange, bin ich stets danach wie gerädert, denn der Perfektionismus, der mit einer Sozialphobie oft einhergeht, nimmt mir die Freude an jedem Besuch. Es sollen sich schließlich alle wohlfühlen, es darf niemand vergessen werden, alles muss passen.
Bei hinterhältigem Mobbing sich zu wehren, ist übrigens das Schwerste, was es geben kann. Denn die Mobber sind oft schemenhaft und nicht genau zu fassen. Deshalb ist solche widerliche Art auch für gestandene Menschen, so sie davon betroffen sind, eine Tortur. Wenn man seinen Gegner kennt, kann man (wenn man es kann) reagieren. Beim hinterhältigen Mobbing von unbekannter Seite kann man das häufig nicht.

Was Deine letzten beiden Sätze betrifft, @Automobilist, so glaube ich zu erkennen, dass Du Dir einen Panzer zugelegt hast, der Dich schützen wird, der aber den ursprünglichen Kern Deiner selbst nicht völlig beiseite gefegt hat. Es spricht hoher Voluntarismus besonders aus Deinem letzten Satz im Post. Aus dem vorletzten Satz, verzeihe mir meinen Eindruck, leuchtet aber ein bisschen Wehmut.
Wie auch immer, und auch, wenn ich falsch mit meinen Eindrücken liege: Solange Dir Dein Handeln selber guttut und Du keinem Menschen weh tust, ist alles erlaubt und gut.
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