Spaß? .... Neee. Ist eintönig, dadurch ermüdend, immer derselbe Papierkram. Was ich mache, ist irgendwie wichtig. Nicht nur für meinen Chef, irgendwo auch für die Daseinsfürsorge.
Aber wie das oft so ist. Wer nah am Menschen arbeitet (außer man ist Arzt) bekommt wenig finanzielle Wertschätzung.
Vor ein paar Wochen hat die Branche regional in NRW gestreikt. Gebracht hat es bisher nichts.
Aber wenn ich stark in mich gehe, würde ich behaupten, dass viele andere Tätigkeiten, die auf den ersten Black besser interessanter erscheinen, schnell auch auf den Sack gehen.
Das ist wohl ein Charakter oder Wesenszugding.
Ich mag z. B. keine Hierarchien. Deutsche Arbeitsplätze (die meisten) sind sehr hierarchisch geprägt.
Ein anderer Punkt wäre, dass ich unterbewusst ein starkes Sicherheitsbedürfnis habe, was dazu führt, dass für mich Selbstständigkeit auch nicht denkbar ist, mich gedanklich auch einfach überfordern würden. Risiko Scheu?
Ich mag auch keine allzu großen Veränderungen vor allem in der Arbeitswelt. Darum bleibe ich einfach bei dem, was ich mache. Ich habe und hasse das Gefühl (es macht irgendwo Angst) irgendwie immer Bittsteller zu sein.
Mir fehlen Ambitionen. Ich kann mit Konkurrenzdenken höher, schneller weiter nichts anfangen.
Natürlich weiß ich das diese Innovationskraft überhaupt erst möglich macht, ich finde es nur traurig des Menschen, die dieses "Gen" nicht haben, irgendwie nicht so richtig Platz haben in dieser Gesellschaft.
Da fällt mir ein alter Zeitartikel, den ich mal gelesen habe, ein. Arbeitspsychologie Tim Hagemann kam zu Wort. Der titel
Sinnsuche: "Nicht jeder Mensch ist für Arbeit geboren"
Ich bin zwar kein Langzeitarbeitsloser, aber das Gefühl, was hinter folgendem Zitierten steckt, habe ich so ähnlich.
Ich gehe davon aus, dass nicht jeder Mensch für die Arbeit geboren ist – zumindest nicht für unsere moderne Arbeitswelt. Schauen Sie sich die Biografien von Langzeitarbeitslosen an. Das sind Menschen, die entweder nie auf dem Arbeitsmarkt Fuß gefasst haben oder die irgendwann rausgefallen sind. Für sie scheint es keinen Platz mehr zu geben. Früher war das anders. Ich nenne einmal ein Beispiel aus dem akademischen Bereich: Für jene, die sehr lange wissenschaftliche Mitarbeiter waren, aber es nie zu einer Professur schafften, gab es früher trotzdem Anstellungen sogar auf Lebenszeit. Man hat diesen Menschen Freiraum gegeben und sie auch aus sozialen Gründen mitgetragen. Diese Stellen wurden wegrationalisiert. Solche Nischenjob gab es früher auf allen Ebenen, auch in der freien Wirtschaft. Jetzt haben wir unvermittelbare Langzeitarbeitslose, die gesellschaftlich stigmatisiert sind.
Die moderne Arbeitswelt macht, für mich den Eindruck, als besteht alles nur noch daraus ständig neue Bildungstitel, zu erwerben, um nicht abgehängt zu werden. Es ist ein Rattenrennen, das gefühlt immer mehr nicht mehr mitlaufen können.
Sie die Zahl steigender psychischer Erkrankungen, die man mit der Arbeitswelt in Verbindung bringen kann.
Auch folgender Absatz regt mein Denken stark an.
Unsere Leistungsgesellschaft definiert ein glückliches Leben als eines, in dem ein erfüllender Job Wohlstand und Ansehen einbringt, zugleich braucht es noch einen Traumpartner, eine Traumwohnung, Traumkinder und einen Traumfreundeskreis. Menschen, die sich diesem gängigen Idealbild verweigern, müssen ein großes Selbstwertgefühl haben. Stellen wir uns eine junge Akademikerin vor, die statt einer Laufbahn als Ärztin, statt Ehe und Kindern, einfach lieber in einer WG wohnt und als Kellnerin jobbt. Sie wird diesen Lebensentwurf verteidigen müssen, und sie wird aller Wahrscheinlichkeit nach als beruflich gescheitert abgestempelt.
Auch hier erkenne ich mich irgendwie wieder im Auswahlparadox.
Hagemann: Junge Menschen können heute unter vielfältigen Lebensentwürfen wählen. Blicken wir mal auf die fünfziger Jahre zurück: Nach dem Weltkrieg hatten die Menschen ein großes Bedürfnis nach Sicherheit. Entsprechend waren bürgerliche Berufe hoch angesehen, die ein sicheres Auskommen und ein angepasstes Leben versprachen. Dann kamen die 68er, die nach Selbstverwirklichung strebten. In den siebziger Jahren entstanden neue kreative und soziale Berufsbilder. Ob Werbung und Medien, Sozialpädagogik – auf einmal ging es um ideelle Selbstverwirklichung. Parallel dazu sorgte die Emanzipation für neue Lebensentwürfe. Frauen mussten sich nicht mehr mit der Rolle als Hausfrau und Mutter begnügen. Mit den Wahlmöglichkeiten stieg jedoch die Erwartungshaltung, etwas aus dem eigenen Leben zu machen. Es ging nicht mehr nur darum, einen Beruf zu ergreifen, sondern etwas Sinnvolles zu tun und gleichzeitig materiell abgesichert zu sein. Diese Entscheidung wird in einer digitalen, hoch komplexen, flexibilisierten und globalisierten Welt immer schwieriger. Keine Wahl zu treffen, ist auch eine Verweigerung, ein Protest – und ein Zeichen der Überforderung.