Peter hat geschrieben: ↑Montag 17. Februar 2025, 10:29
Als ich noch Student war, spielte Geld bei der Partnerfindung eigentlich keine Rolle.
Bei der Findung definitiv nicht. Da ging es eher um Fragen wie "Ist es schön mit der Person zusammen zu sein" und "Knutschen wir gern miteinander rum?" Alle anderen Details - von Einkommen bis Penislänge - hat man ja eh erst später erfahren. Als man schon so verknallt war, dass es abwegig gewesen wäre, sich wegen so etwas zu trennen.
Ich habe am Wochenende mal eine kleine Umfrage unter meinen vergebenen Freundinnen gemacht. Ergebnis: alle haben anfangs finanziell "nach unten" gedatet - eine einen Langzeitarbeitslosen (sie hatte einen festen Job als Technische Zeichnerin), eine einen 37jährigen Dauerstudenten (sie hatte, mit 27, zwar auch noch studiert, stand aber kurz vorm Examen - er war weeeeeeit davon entfernt) und die Dritte (Beamtin) einen jungen Mann, der sich gerade mit einen Telekom-Laden selbständig gemacht hatte. Und bei allen wurde das Einkommen irgendwann mal Thema - im ersteren Fall bei der Frage, ob man zusammenziehen und somit eine Bedarfsgemeinschaft werden solle, im zweiten bei einer unerwarteten Schwangerschaft (da kam dann auch die Ansage "Entweder Du machst jetzt endlich ne Ausbildung oder ich zieh das Kind allein groß") und im dritten, als ein gemeinsames Haus gekauft werden sollte.
Also, es gibt in einer Beziehung durchaus Situationen, in denen das Einkommen relevant wird. Und es gibt garantiert auch genug Menschen, die sich denken "Ich kann unter den Hunderten von Interessenten ja auch direkt den aussuchen, bei dem die später vielleicht mal auftauchende Finanzdiskussion kein Problem ist".
Das ist eben das Problem, wenn man gezielt eine Beziehung sucht, um sich ein eigenes Bedürfnis zu erfüllen, statt zuerst einem Menschen zu begegnen und dann den Wunsch nach einer Beziehung mit genau diesem Menschen zu entwickeln. Im ersten Fall schaut man eben zuerst, ob dieser Mensch geeignet ist, die eigenen Wünsche zu erfüllen, und sortiert bei Nichterfüllung aus, bevor man diesen Menschen überhaupt liebgewinnen kann. Im zweiten entscheidet man sich zuerst, dass man diesen Menschen in seinem Leben haben möchte, und versucht dann, mit den Schwachstellen zu leben.
Das Fiese an der erstgenannten Konstellation ist, dass Menschen mit schwachem Selbstwertgefühl dabei fast unweigerlich verlieren. Denn der Gedanke "Okay, diese Person erfüllt mir jetzt meinen großen Wunsch, dann muss ich ihr auch ihren Wunsch erfüllen. Und sie wünscht sich garantiert etwas, was ich nicht bieten kann!" ist unglaublich blockierend.