Raissa hat geschrieben: ↑Sonntag 17. November 2024, 08:12
Es gab zwischenzeitlich noch ein paar weitere Treffen und er hat sich sogar ein paarmal von sich aus gemeldet. Aber immer wenn ich versucht habe, das Thema auf "Was ist das eigentlich zwischen uns?" oder "Hey, ich mag dich total gern!" zu lenken, hat er nur auf den Boden geschaut. Ich dachte, vielleicht schaffe ich es, körperliche Nähe herzustellen, aber auch das hat nicht funktioniert. Beim letzten Treffen habe ich ihn zum Abschied etwas länger umarmt, was er irgendwie nicht kapiert hat. Als es beim Spazierengehen angefangen hat zu regnen, habe ich ihn gefragt, ob er mit unter meinen Regenschirm möchte, da war er gleich ganz verschreckt. Auch wenn ich mir jedes Mal sage, so, jetzt ergreifst du die Initiative und machst Nägel mit Köpfen (ich habe wirklich nicht mit Schüchternheit zu kämpfen) - irgendwie schafft er es immer, sich herauszuwinden Es hat schon fast etwas Lustiges, wobei ich glaube, dass es ihm einfach wirklich, wirklich schwer fällt. (Und nicht, dass wir uns falsch verstehen, ich bedränge ihn selbstverständlich nicht oder so.)
Zwischendurch war ich mir wieder sehr unsicher, ob er wirklich (romantisches) Interesse hat. Teilweise wirken seine Abblockversuche nämlich recht harsch.
Wenn ich es richtig sehe, triffst du dich jetzt seit dem Frühling mit ihm, bist aber auf romantischer Ebene nicht weiter gekommen. Weil du immer wieder diese Abwehrreaktionen bei ihm schilderst, denke ich, du solltest dich mit dem Gedanken anfreunden, dass da nichts weiter passieren wird. Im Zweifel muss das nicht an dir und nicht einmal an fehlendem Interesse seinerseits liegen. Für mich reagiert er wie jemand, der versucht, etwas zu vermeiden, das ihm Angst macht oder womit er nicht umgehen kann oder möchte. Er will Kontakt, aber bloß nicht zu viel. Vielleicht sind diese harmlosen Treffen schon eine riesen Herausforderung für ihn, und zu mehr ist er zumindest im Moment nicht in der Lage. Wenn das so ist, kannst du nichts dagegen machen.
Aber ich kenne euch ja nicht, vielleicht ist auch alles ganz anders, ist nur mein Eindruck, von deiner Beschreibung her.
Wenn ich das alles so lese - dann frage ich mich schon, warum Du so einen langen Atem hast. Und was Du eigentlich erreichen willst und was Dich an ihm wirklich reizt.
Ich stimme Himbeere zu- gehe aber noch einen ganzen Schritt weiter:
Ich habe den Eindruck - das ist aber auch nur mein Eindruck, ich kennen Euch beide nicht, bitte siehe es als eine neutrale Rückmeldung an - Du wartest eigentlich nur darauf das er Dir endlich zeigt und tut, was Du Dir von ihm wünschst - wenn Du ihm nur genügend Zeit gibst, so sachte und zart wie möglich mit ihm umgehst - statt ihm selbst deutlich zu zeigen und zu sagen was Sache ist. Damit wirkt es auf mich ein wenig, als wolltest Du ihn "therapieren". Vielleicht merkt er das, und ist irritiert. Mich persönlich würde es irritieren und verunsichern!
Wie du sagst: Wenn jemand so lange Jahre allein war und vermutlich ja auch die eine oder andere negative Erfahrung gesammelt hat, dann kann ich wahrscheinlich nicht erwarten, dass er sofort umschalten kann.
Mal klar und deutlich: Du wirst es so wie bisher jedenfalls nicht herausfinden!
Wenn jemand so lange keine Erfahrungen sammeln konnte, dann würde er nicht nur nie "sofort", sondern überhaupt gar nicht von selbst "umschalten" - außer er bekäme deutliche Aufforderungen.
Wie jemand hier mal sinngemäß sagte, müsste man ihm vermutlich schon ne Zaunlatte ordentlich um die Ohren hauen.
Kurz: es liegt alleine an Dir - Du hast Interesse an ihm, also mach es ihm deutlich. Richtig deutlich! Nur warten, dass er von selbst in die Pötte kommt, scheint ja nicht zu funktionieren.
Und ja, es kann durchaus sein, dass er Dir einen Korb gibt; das er nur rein freundschaftliches Interesse an Dir hat, dass er vor Dir flüchtet - das solltest Du so schwer es klingt dann auch akzeptieren.
Denn wie Himbeere tendiere ich auch eher dazu, dass es Gründe gibt, dass er so reagiert.
Besondere Fähigkeit: Schaffe es, jeden Thread abzuwürgen
Himbeere hat geschrieben: ↑Sonntag 17. November 2024, 17:49Für mich reagiert er wie jemand, der versucht, etwas zu vermeiden, das ihm Angst macht oder womit er nicht umgehen kann oder möchte. Er will Kontakt, aber bloß nicht zu viel. Vielleicht sind diese harmlosen Treffen schon eine riesen Herausforderung für ihn, und zu mehr ist er zumindest im Moment nicht in der Lage. Wenn das so ist, kannst du nichts dagegen machen.
Doch: Verständnis und Geduld haben und REDEN. Natürlich nicht direkt auf die Nase binden, aber vielleicht einen netten Brief (ja, aus Papier) schicken?
Vielleicht sehnt sich der arme Mensch total nach einer Beziehung aber hat mit Sozialphobie oder so zu kämpfen. Das ist grausam, davon kann ich ein Lied singen.
So viele Tränen die mich quälen
wer rettet mich und all die Seelen?
Auch euch ganz lieben Dank für eure ehrlichen Antworten, die ich mir sehr zu Herzen nehme. Ich habe es irgendwann in diesem Thread schon einmal geschrieben: Ich empfinde den Austausch hier durchgängig als ebenso wertvoll wie wertschätzend, und das ist im Internet ja nahezu eine Rarität geworden.
Ich werde mich bei unserem nächsten Treffen bemühen, ihm die sprichwörtliche Zaunlatte um die Ohren zu hauen und ihm gleichzeitig ein Gefühl von Sicherheit zu geben. Das wird ein schwieriges Unterfangen (deswegen bitte Daumen drücken ), aber ich werde mein Bestes geben. Ich merke ja auch selbst, dass mich die Ungewissheit irgendwie mürbe macht. Hab momentan zwar keinen soo drängenden Wunsch nach einer Beziehung (in dem Sinne, dass ich dann mit ihm abschließen und weitersuchen würde), aber mich in etwas verrennen will ich trotzdem nicht.
@Mit müden Augen: Hättest du vielleicht einen Tipp für eine Formulierung bzw. eine Idee, wie ich das Gespräch auf das Thema lenken könnte? Wie würdest du dir so etwas wünschen, für den Fall, dass du Gefühle hast, und für den Fall, dass du keine hast? Der Vorschlag mit dem Brief gefällt mir eigentlich ganz gut, weil er sich damit erst einmal in Ruhe selbst beschäftigen könnte, ich fürchte nur, er ist nicht so der große Leser ...
Hallo Raissa,
Deine Geduld und dein Bemühen sind wirklich bemerkenswert!
Da du es schon so lange mit Vorsicht und Geduld versucht hast, er aber nicht aus sich heraus kommt, dann wage doch mal die „Eskalation“. Vielleicht braucht er einfach eine richtige Zündhilfe, weil er eine bestimmte Grenze selber nicht überwinden kann. Das könnte ein Kuss sein oder etwas ähnliches, das kannst du besser einschätzen.
Ich bin auch mal von einer Frau so „überrumpelt“ worden, wir waren nach dem Date zu ihr gegangen um zu reden und plötzlich hat sie mich geküsst. Das konnte ich dann tatsächlich ganz leicht erwidern, aber ich hätte es nicht initiieren können. Also, vielleicht braucht er da auch nur einen Trigger.
Raissa hat geschrieben: ↑Sonntag 17. November 2024, 22:43Wie würdest du dir so etwas wünschen, für den Fall, dass du Gefühle hast, und für den Fall, dass du keine hast? Der Vorschlag mit dem Brief gefällt mir eigentlich ganz gut, weil er sich damit erst einmal in Ruhe selbst beschäftigen könnte, ich fürchte nur, er ist nicht so der große Leser ...
Ich selber (habe ua Sozialphobie) würde mir wirklich eine schriftliche Nachricht wünschen die ich in Ruhe und alleine lesen kann und darüber nachdenken. Ich schrieb Brief weil das halt "was besonderes" ist heutzutage, es kann auch eine Mail sein (je nach Person), aber nicht ein Zweiteiler in Kleinbuchstaben und voller Tippfehler bei diesem "Whatsapp" (ich bin kein Freund von Smartphones usw).
Ansonsten, ich bin nicht gut in Sachen "zwischenmenschliches Zeugs" und kenne weder dich noch ihn, von daher werde ich mich hüten irgendwelche Ratschläge zu geben. Sicherlich wichtig ist immer Wertschätzung (ich meine das sollte selbstverständlich sein wenn ihr euch / du ihn datest...), Verständnis zeigen, nicht drängen oder nicht zu sehr. Das ist aber ein sehr schwieriger Punkt, Sozialphobie z.B. ist breit gefächert, von-bis... Denn ein bisschen Druck kann helfen die Sache in Gang zu bringen oder zumindestens - wenn er nicht an einer Beziehung interessiert ist - Klarheit schaffen.
So viele Tränen die mich quälen
wer rettet mich und all die Seelen?
Hallo Raissa
Ich finde alles, was du schreibst, sehr berührend. Wie viel Verständnis du aufbringst, dass du trotz der für dich ungewohnten, schwierigen Situation immer noch mit ihm sein willst und ihm all diese Zeit gibst, das gibt mir auch wieder Hoffnung für meine Wünsche und Träume im Leben und ich hoffe sehr, dass ihr zwei bald eine wundervolle Beziehungen führen werdet, das würde dich und ihn so enorm glücklich machen.
Alles ist individuell und ich kenne den Mann, den du triffst, nicht, aber ich bin in einer sehr ähnlichen Situation wie er, nur dass ich mich leider mit keiner Frau treffe im Moment und es mit der letzten Frau, mit der ich mich oft und über Monate getroffen habe, nicht geklappt hat. Bei euch bin ich aber sehr zuversichtlich, dass es klappt, da du dich so verhältst, wie du dich verhältst, und einfach so bist als Mensch, dass es gut kommen kann.
Ich kann seine Situation sehr gut nachempfinden, deswegen schildere ich, wie ich mich in den Situationen fühle und gefühlt habe, da ich denke, das könnte bei ihm sehr ähnlich oder genauso sein und du kannst ihn dadurch vielleicht noch besser verstehen, als sowieso schon.
Ich bin 32 und AB in allen Bereichen. Ich bin ebenfalls sehr schüchtern, und es fällt mir sehr schwer, jemanden anzusprechen, auf jemanden zuzugehen, zu sagen, was und wie ich fühle. Die Situation, immer alleine zu sein, einfach nie jemanden an seiner Seite zu haben, obwohl man sich das so sehr wünscht, ist enorm belastend und sehr schmerzhaft. Es ist eine Situation, über die man eigentlich mit niemandem sprechen kann, es ist unangenehm und man ist ein absoluter Aussenseiter, deswegen weiss das aus meinem Umfeld ausser meiner Mutter niemand, da ich Angst habe, wie die Reaktionen wären. Es fühlt sich an, als wurde der Anschluss verpasst und als ob irgendwann alles zu spät ist, um eine Beziehung erleben zu dürfen. Dass er dir gesagt hat, dass er ein AB ist, bedeutet, dass du ihm sehr wichtig bist und viel bedeutest, denn es kostet enorme Überwindung, das zu erwähnen.
Bei mir, und wahrscheinlich bei ihm genauso, liegt der ursprüngliche Grund dafür in der Schüchternheit, jedoch kommen später noch Wunden und Enttäuschungen dazu. So war ich auch schon verliebt, habe auch schon den ganzen Mut zusammengenommen und das kommuniziert, jedoch endete es immer in einer Enttäuschung, wodurch mittlerweile neben der Schüchternheit noch die Angst dazukommt, wieder neue Wunden zu erleiden und somit alles noch schmerzhafter zu erleben.
Anfang dieses Jahres hatte ich mich über mehrere Monate oft mit einer Frau getroffen, ich fand sie wunderbar, und habe (fälschlicherweise) gedacht, sie mich auch. Ich traute mich auch lange nicht so richtig, ihr zu sagen, wie ich empfinde, aber irgendwann konnte ich es dann doch irgendwie mitteilen. Jedoch war es von ihrer Seite her eben leider nicht so, sie meinte dann unter anderem, ich sei „zu wenig kommunikativ“, und so wurde (wieder einmal) nichts daraus. Auch in früheren Situationen mit anderen Frauen, wenn ich mal irgendwie mein Interesse nach langem Zögern und viel Überwindung gezeigt habe, wurde ich immer zurückgewiesen. Ich denke, dem Mann, mit dem du dich triffst, dürfte es schon ähnlich ergangen sein, das erklärt wahrscheinlich, warum er sich so absolut nicht traut, dir zu sagen, wie er zu dir steht. Für jemanden in seiner Situation, die meiner sehr ähnlich scheint, ist es etwas ganz Grosses, wenn er sich immer wieder über eine so lange Zeit mit jemandem trifft, das zeigt, dass er grosses Interesse an dir hat, als so schüchterner, zurückhaltender Mann würde er das sonst nie tun, da kann ich aus Erfahrung sprechen. Ich würde mich in einer solchen Situation sehr darüber freuen, von der Frau zu hören, wie sie zu mir steht, wenn du dir eine Beziehung mit ihm wünschst, dann wäre ich an seiner Stelle enorm glücklich, dass von dir zu hören. Als ich mich noch regelmässig mit der Frau getroffen habe, in sie verliebt war und die Hoffnung hatte, es könnte etwas aus uns werden, da fühlte sich das Leben so anders an, so viel besser, jedoch kam da gleichzeitig (und leider berechtigterweise) die Angst auf, alles wieder zu verlieren, bevor es überhaupt mit der Beziehung angefangen hat. Wenn du ihm sagst, wie du zu ihm stehst, was du dir wünschst oder vorstellen kannst, wird ihn das beruhigen und sicherer werden lassen, ich jedenfalls hätte mir immer gewünscht, irgendwann einmal so etwas zu hören.
Dass er sich, verglichen mit einem „Durchschnittsmann“ anders verhält, liegt soweit ich aus meiner Erfahrung sagen kann daran, dass er enorm unsicher ist, ihm seine bisherige Situation unangenehm ist, und er auf jeden Fall gut dastehen will bei dir, dadurch zu nervös wird und verkrampft. Dass du ihm sehr viel bedeutest, ist klar, weil ein so schüchterner Mann, wie er einer ist, würde sich nie „nur so“ über einen solchen Zeitraum mit jemanden treffen, wenn du ihm nicht enorm viel bedeuten würdest. Für mich spricht deshalb alles dafür, dass auch er sich mit dir eine Beziehung sehr wünscht, einfach aus Unsicherheit dir das leider so nicht sagen kann. Ich wünsche mir, dass du nicht aufgibst, weiterhin so verständnisvoll bleibst und dass ihr zwei glücklich werdet. Dafür kann ich nicht den einen Tipp geben, aber ich würde mir an seiner Stelle sehr wünschen, dass du sagst, wie es für dich aussieht, was du dir wünscht und vorstellen kannst, wie du zu ihm stehst, und dass du auch auf eine möglicherweise komische, ungewohnte Reaktion verständnisvoll reagierst, er wird sicher im ersten Moment überfordert sein, aber trotzdem wird er sich sehr freuen, da er seinem Traum dadurch eine grosses Stück näher sein wird.
Ich wünsche euch alles Gute, dass ihr glücklich werdet, ihr habt es beide verdient!
@Mit müden Augen: Noch einmal vielen, vielen Dank dir - das hilft mir auf jeden Fall sehr weiter!
@Eric32: Das ist so eine liebe Antwort, auch dir ganz lieben Dank! Du schreibst unglaublich verständnisvoll und aufmerksam, sodass ich mir ehrlicherweise kaum vorstellen kann, dass du Schwierigkeiten hast, jemandem zu sagen, was und wie du fühlst, weil du es für mich hier so gut auf den Punkt gebracht hast. Und du machst auch alles andere als einen unkommunikativen Eindruck auf mich. Ich wünsche dir von Herzen, dass du dein Glück bald findest.
Ich habe viel über das nachgedacht, was du hier geschrieben hast.
Ich halte es für durchaus wahrscheinlich, dass auch er irgendwann mal Verletzung und Zurückweisung erfahren hat und ihn dies - vor allem in Kombi mit seinem unverkennbar "wunden Punkt", dem ABtum - davon abhält, Gefühle offen zu kommunizieren, und zwar in beide Richtungen - denn er sagt ja auch nicht so etwas wie "Nur um das klarzustellen, zwischen uns ist nur Freundschaft". Denn vermutlich bestünde aus seiner Sicht die Sorge, dass ich dann sowas sagen könnte wie: "Um Himmels Willen, wie kommst du auf den Gedanken, dass ich irgendwas anderes als Freundschaft für dich empfinden würde?" Und grundsätzlich kann ich diese Skepsis sogar nachvollziehen. Mir hat mal ein von mir sehr angehimmelter Mann gesagt, ich soll ihn nicht mit meinem "WhatsApp-Terror" zuspamen. Noch jahrelang kam mir manchmal der Gedanke, ob ich in Chats zu viel oder zu nervig schreibe, egal wie oft ich mir sage, dass der Typ von damals einfach ein Idiot war.
Ich könnte mir allerdings auch vorstellen, dass er für zwischenmenschlichen Kontakt einfach generell nicht so zu haben ist. Ich habe neulich das "Jana, 39, ungeküsst"-Buch gelesen, das mir mal wieder vir Augen geführt hat, dass sich eben nicht jede*r eine Beziehung wünscht, sondern viele Menschen schlicht und einfach allein sein und bleiben wollen.
Naja. Ich bleibe auf jeden Fall dran und hoffe weiter. Versuche, ihm ein Gefühl von Sicherheit zu geben und ihm zeitnah eine klare Ansage zu geben und zu entlocken.