Einsamkeitsbarometer des Familienmisteriums

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Reinhard
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Einsamkeitsbarometer des Familienmisteriums

Beitrag von Reinhard »

Das Bundesministerium hat einen Bericht namens "Einsamkeitsbarometer 2024" (PDF, 80 Seiten) herausgegeben. :hierlang:
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Obelix
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Re: Einsamkeitsbarometer des Familienmisteriums

Beitrag von Obelix »

Interessanter Bericht. Wichtig ist aber auch zu sagen, dass der hier betrachtete der "Einsamkeit" nicht mit dem "AB" gleichzusetzen ist. So heißt es im Dokument:
Kapitel 1.2 hat geschrieben:
Dem Einsamkeitsbarometer liegt folgende Begriffsbestimmung von Einsamkeit zugrunde:
Einsamkeit beschreibt die „unangenehme Erfahrung, bei der die eigenen sozialen Beziehungen entweder quantitativ oder qualitativ als unzureichend empfunden werden“ (eigene Übersetzung nach Perlman & Peplau, 1981).
Es handelt sich hierbei also um eine subjektive Wahrnehmung der betroffenen Personen. Einsamkeit entsteht in der Diskrepanz zwischen den Erwartungen an soziale Beziehungen und den tatsächlich vorhandenen Beziehungen. Darüber hinaus kann sich der empfundene Mangel sowohl auf die Anzahl an sozialen Kontakten (Quantität) als auch auf deren Qualität beziehen. Bei der Betrachtung von Einsamkeit ist es wichtig, diese von anderen Konzepten wie „sozialer Isolation“ oder „Alleinsein“ zu differenzieren. Einsamkeit, Alleinsein und soziale Isolation beschreiben unterschiedliche Zustände und Empfindungen. Einsamkeit ist, wie die oben genannte Definition zeigt, eine subjektive Mangelempfindung. Subjektive Empfindungen entsprechen jedoch nicht unbedingt den objektiven Lebensumständen, auf die sie sich beziehen. Personen, die einsam sind, sind deshalb nicht zwangsläufig sozial isoliert. Umgekehrt sind sozial isolierte Personen nicht automatisch einsam. Unter sozialer Isolation wird dabei – im Gegensatz zur Einsamkeit – ein von außen erfassbarer Sachverhalt verstanden: Der Begriff beschreibt den objektiven Umstand, dass ein Mensch gemessen an einem Referenzwert sehr wenig sozialen Kontakt zu Nahpersonen hat. Umgangssprachlich ausgedrückt: Sozial isoliert ist eine Person, die gewollt oder ungewollt die meiste Zeit allein ist. Anzumerken ist hier jedoch, dass es aktuell keinen wissenschaftlichen Konsens darüber gibt, welcher Referenzwert an sozialem Kontakt als sehr gering angesehen werden muss (Luhmann, 2022).
(Unterstreichung von mir)

Ich kann den Unterschied zwischen dem Konzepten "Alleinsein" und "Einsamkeit" auch insofern nachvollziehen, als ich zwar allein lebe und HC-AB bin, mich aber die meiste Zeit nicht einsam fühle. Manchen anderen ABs hier im Forum geht es da sicher anders, aber ein genereller Zusammenhang besteht hier eben nicht.

Weiter heißt es im Kapitel zu "einzelgängerischen Lebensformen":
Kapitel 2.6 hat geschrieben:Die aktuelle Forschung weist jedoch darauf hin, dass kein klarer kausaler Zusammenhang zwischen der Zunahme einzelgängerischer Lebensformen und der Zunahme von Einsamkeitsbelastungen besteht. Eine Reihe von Beobachtungen spricht gegen die Annahme, dass aus einer Zunahme einzelgängerisch lebender Menschen eine Zunahme der Menschen mit erhöhten Einsamkeitsbelastungen resultiert. Beispielsweise korreliert in Europa der Anteil von Einpersonenhaushalten eher negativ mit Einsamkeitsbelastungen (Dykstra, 2009; Luhmann & Bücker, 2019) und auch Partnerlosigkeit ist oft selbst gewählt und damit ein Ausdruck gestiegener Beziehungsautonomie. Diese wiederum hängt positiv mit dem Schutz zusammen, den Partnerschaften vor Einsamkeitsbelastungen bieten. Je freier Beziehungen gewählt und gestaltet werden können, umso höher ist in der Regel ihre Qualität und umso höher ist der Schutz vor Einsamkeit (Heu et al., 2021; Schobin, 2022a). Der statistische Zusammenhang zwischen einzelgängerischen Lebensformen und Einsamkeitsbelastungen wird aus diesem Grund auf Prozesse wie etwa die Verwitwung zurückgeführt, die sowohl Einsamkeitsbelastungen als auch Partnerlosigkeit und Alleinleben begünstigen.
Einsamkeit wegen Partnerlosigkeit wird hier also eher mit Verwitwung als mit AB-tum in Verbindung gebracht. Als ABs sind wir hier wohl doch zu wenige, um statistisch ins Gewicht zu fallen.
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