Puh, diese Frage ist nicht leicht zu beantworten. Ich glaube, es hängt vom jeweiligen Glückslevel ab. Wer "wunschlos glücklich" ist, wäre ja wohl verrückt, wenn er etwas ändern würde, nur um seinem Leben den Stempel "hab eine Beziehung" hinzufügen zu können. Beim anderen Extrem - jemand ist ausgesprochen unglücklich - müsste schon ein Prinz/Prinzessin auf weißem Pferd, mit goldenem Schloss und mehrjähriger Prychotherapieausbildung kommen, um besagtes Unglück in Glück zu verwandeln Und warum sollte besagte/r Prinz/Prinzessin das tun?
Realistisch wäre also wohl nur das Szenario "Mein Leben ist an sich ganz okay, aber jemand, mit dem ich es teilen kann, mit dem ich kuscheln etc. kann und der sich freut, wenn ich abends nach Hause komme, wäre schon schön". Allerdings tut es da auch ein Haustier ... mit wesentlich weniger Ansprüchen als ein/e Partner/in.
Deswegen würde ich die Sache eher von der Seite betrachten: warum will ein Mensch eigentlich eine Beziehung?
Manchmal sind es "sachliche" Gründe. Man möchte einen Begleiter auf Reisen oder jemanden, mit dem man sein Hobby ausüben kann, eine Familie gründen kann, ein Haus bauen kann, täglich Sex haben kann, auf den Plan hinarbeiten kann, mit 55 eine dreijährige Weltreise zu machen .... Dann muss man eigentlich "nur" jemanden mit kompatiblen Vorstellungen suchen und gut ist. Allerdings lauert dann wieder die Falle der Vergleichbarkeit. Gäbe es nicht vielleicht doch jemanden, der die Anforderungen etwas besser erfüllt? Mit dem es etwas unkomplizierter wäre? Der weniger eigene Wünsche mitbringt? Aber wenn beide irgendwann sagen "Okay, passt, das ziehen wir durch", dann kann das prima funktionieren. Es ist halt deutlich schwerer geworden, seitdem das liebe Internet uns dermaßen viele Vergleichsangebote präsentiert. Die Wahl zwischen den 3 halbwegs passenden Singles im Dorf damals war deutlich einfacher...
Ich selbst habe nur wenig sachliche Gründe für eine Beziehung. Klar, gemeinsam pflegen sich Haus und Garten leichter, und für regelmäßigen guten Sex wäre ich durchaus zu begeistern - aber beides krieg ich ja seit Jahren auch allein einigermaßen hin. Und bei meinem Talent, Männer mit hohem Anstrengungsvermeidungspotential zu finden .... Nee, das ist kein Grund, eine Beziehung in Erwägung zu ziehen.
Ich glaube, ich bin leider glücklich genug, um nur noch dann eine Beziehung zu wollen, wenn es mich aus irgendeinem Grund unglücklicher macht, einen bestimmten Menschen nicht täglich in meinem Leben zu haben. Und dann bin ich auch bereit, ein paar der Dinge aufzugeben, die mich bisher glücklich gemacht haben. Was ja nicht allzu leicht ist - das sind nicht nur liebgewonnene, sondern auch erprobte und verlässliche Dinge, auf die ich mich im Gegensatz zu einem Partner verlassen kann ...
Um mal den Bogen zurück zum Thema zu kriegen: ich glaube nicht, dass "allein glücklich sein" per se ein Beziehungshindernis ist. Es kann aber zu einem werden, wenn man mit Dingen allein glücklich ist, die dazu führen, dass man einfach keinen Menschen mehr begegnet, in die man sich verlieben könnte. Oder keine Zeit hat, sie gut genug kennen zu lernen, um sich zu verlieben.
Und wenn man tatsächlich mal jemanden findet, den man toll findet und der einen umgekehrt auch toll findet - dann kann das Glücklichsein ein Problem werden, wenn man es nicht schafft/will, einen Teil der liebgewonnenen Single-Gewohnheiten aufzugeben. Was mir in mit zunehmendem Alter (und entsprechend zunehmender Dauer der Singlezeit meiner Dates) vergleichsweise häufig begegnet ist .... ein Herr erläuterte mir, dass er mich maximal einmal im Monat treffen kann, weil die anderen Tage für Hobby, Eltern, Freunde und Me-Time verplant sind, ein anderer ließ sich zwar auf "alle 14 Tage" ein, sagte dann aber immer mal ab, weil er z.B. einen Kurs machen wollte (der auch an anderen Tagen angeboten wurde - aber er war es halt nicht gewohnt, seinen Pläne mit einer Partnerin abstimmen zu müssen). Und ich fürchte, auch mir würde es aktuell sehr schwer fallen, jemanden öfter als einmal pro Woche zu treffen. Man gewöhnt sich halt dran, Dinge allein zu tun - und dann gibt es plötzlich sehr viele Dinge, die man tut
Da muss für einen Partner erst Raum geschaffen werden. Und wozu sich diese Mühe machen, wenn man doch eigentlich auch so glücklich ist?
Darüber hinaus sind potentielle Partner zuweilen etwas verunsichert, wenn sie das Gefühl haben, nicht gebraucht zu werden, bzw. in der Prioritätsliste irgendwo hinter Zocken, Freunde und Haustier zu kommen. Wer will schon jemanden zu seiner Nummer 1 machen, bei dem man selbst irgendwo hinter Platz 3 liegt?