Ängste vor gemeinsamen Übernachten

Auch mit einem Partner sind nicht alle Fragen geklärt
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AutistMichael
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Ängste vor gemeinsamen Übernachten

Beitrag von AutistMichael »

Ich hatte große Schwierigkeiten die Befürchtungen zu überwinden um mit meinem Partner das erste Mal gemeinsam zu übernachten. Beim ersten realen Treffen habe ich gekniffen und ihn in einem Hotel einquartiert, was richtig doof war. Einen Monat später habe ich dann geschafft mich meinen Ängsten zu stellen und er hat bei mir drei Nächte geschlafen. Wie habt ihr es geschafft euren Partner in eure gewohnten Routinen zu Hause zu integrieren ohne sich dabei regelrecht bedroht zu fühlen und Angst zu haben nicht mehr einschlafen zu können da der Partner währenddessen etwas unberechenbares tun könnte?
Mit meinem Partner zusammen in der Wohnung ist es unbeschreiblich schön, allerdings vollkommen anders wie sonst und das obwohl er sich an meinen Rhythmus anpasst, was auf Dauer mit Sicherheit nicht so bleibt. Mein Ziel ist es jeden Tag mit meinem Partner zusammen in einer Wohnung zu sein, allerdings fühlt es sich für mich so an als ob ich dann mein bisheriges Leben aufgebe und alles vollkommen anders ist ohne Weg zurück in die gewohnte Umgebung. Irgendwie war ich als er wieder heimgefahren ist zufrieden mich ausruhen zu können obwohl ich ihn sofort extrem vermisst habe und Sehnsucht nach mehr gemeinsamer Zeit habe.
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oldfield2283
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Re: Ängste vor gemeinsamen Übernachten

Beitrag von oldfield2283 »

AutistMichael hat geschrieben: Sonntag 12. November 2023, 00:15 Wie habt ihr es geschafft euren Partner in eure gewohnten Routinen zu Hause zu integrieren ohne sich dabei regelrecht bedroht zu fühlen und Angst zu haben nicht mehr einschlafen zu können da der Partner währenddessen etwas unberechenbares tun könnte?
Sich bedroht zu fühlen? Da er etwas unberechenbares tun könnte? Also ehrlich - wenn es soweit kommt, dann kommt so eine Person nicht in meine Wohnung, egal ob tags oder nachts und egal wer sie oder er ist. Ich weiß, man sieht es den Menschen nicht an der Nasenspitze an, ob sie etwas Arges im Schilde führen, aber ehrlich so viel Menschenkenntnis und Vertrauen muß schon sein. Ich habe früher als ich jung war, auch quasi Wildfremden Einlaß gegeben oder habe bei denen geschlafen, wobei das einzige Verbindende das gemeinsame Interesse an einem Brettspiel war.
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Re: Ängste vor gemeinsamen Übernachten

Beitrag von Zwerg »

AutistMichael hat geschrieben: Sonntag 12. November 2023, 00:15 ...
Ich kann deine Ängste nachvollziehen. Mancher braucht mehr, mancher weniger Zeit um sie zu überwinden. Damit meine Frau mich überhaupt hier in Deutschland besuchen und später hier her ziehen konnte musste ich beispielsweise eine sogenannte Verpflichtungserklärung gegenüber der Ausländerbehörde abgeben. Darin erklärst Du dich bereit, ggf. Kosten einer Abschiebung, die leicht einige Tausend Euro betragen würden, zu übernehmen. Würdest Du einer Person, die Du nicht kennst im Ausland 1000 Euro bar in die Hand drücken, damit sie sich (hoffentlich) ein Ticket kaufen kann? Das Vertrauen wächst langsam. Lass dich dadurch nicht irritieren. Es ist immer möglich, dass ein anderer von Dir entgegen gebrachtes Vertrauen enttäuscht oder mißbraucht. Trotzdem können wir als soziale Wesen ohne Vertrauen nicht existieren. Dir ist auch klar, dass dein Leben durch die Partnerschaft durcheinander gewirbelt wird. Wahrscheinlich musst Du auch erst lernen Wege und Maß zu finden um dich von Zeit zu Zeit zurückzuziehen.
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AutistMichael
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Re: Ängste vor gemeinsamen Übernachten

Beitrag von AutistMichael »

Zwerg hat geschrieben: Freitag 17. November 2023, 12:51
Ich kann deine Ängste nachvollziehen. Mancher braucht mehr, mancher weniger Zeit um sie zu überwinden. Damit meine Frau mich überhaupt hier in Deutschland besuchen und später hier her ziehen konnte musste ich beispielsweise eine sogenannte Verpflichtungserklärung gegenüber der Ausländerbehörde abgeben. Darin erklärst Du dich bereit, ggf. Kosten einer Abschiebung, die leicht einige Tausend Euro betragen würden, zu übernehmen. Würdest Du einer Person, die Du nicht kennst im Ausland 1000 Euro bar in die Hand drücken, damit sie sich (hoffentlich) ein Ticket kaufen kann? Das Vertrauen wächst langsam. Lass dich dadurch nicht irritieren. Es ist immer möglich, dass ein anderer von Dir entgegen gebrachtes Vertrauen enttäuscht oder mißbraucht. Trotzdem können wir als soziale Wesen ohne Vertrauen nicht existieren. Dir ist auch klar, dass dein Leben durch die Partnerschaft durcheinander gewirbelt wird. Wahrscheinlich musst Du auch erst lernen Wege und Maß zu finden um dich von Zeit zu Zeit zurückzuziehen.
Das mit dem Maß finden mich von Zeit zu Zeit zurückziehen um beispielsweise meine Hobbys auszuüben oder zu schlafen ist ein großes Problem. Ich habe solche panische Verlustangst das ich es nicht schaffe nicht sofort für ihn da zu sein wenn er sich Ansprache wünscht. Ich habe dadurch mittlerweile erhebliche psychische Schwierigkeiten in Form von extremer Unruhe, extremem Zeitdruckgefühl ohne konkrete Termine und Schlafstörungen auch wenn er nicht bei mir in der Wohnung ist. Ich habe mehrmals zaghaft versucht meine Probleme zu erklären, jedes Mal mit dem Ergebnis das er den Druck noch weiter erhöht, was ich durchaus nachempfinden kann. Er ist so wie ich Autist und wenn Autisten "etwas nicht machen sollen" rastet ein regelrechter Zwang ein genau das nicht gewünschte im extremsten Masse zu tun.
Das Problem ist ja auch das ich mit meinem Schlafrhythmus um die Uhr rolle und vielfach so wie jetzt gerade nachts lebe und das er mit dem Tagesablauf tagsüber bleiben muss um seine Ausbildung weiter zu machen.

Wie habt ihr die Nähe Distanz Balance hinbekommen um auch Zeit für euch selbst zu haben ohne dabei dann im Endeffekt noch mehr Stress auszuhalten wie wenn man sich vollkommen an seinen Partner anpasst?
Ich habe es schon versucht einfach "mal offline" zu sein. Es bringt keinen erholsamen Freiraum, da die Angst wenn man wieder da ist keinen Partner mehr zu haben kontinuierlich mitschwingt. Zumal ich das Gefühl selbst kenne, er war 6 Tage offline als er mit seinen Eltern die unsere Beziehung nicht akzeptieren können in Urlaub gefahren ist und es war die Hölle. Ich fühlte mich leer und der Tag hatte keinen Inhalt ohne ihn.
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Re: Ängste vor gemeinsamen Übernachten

Beitrag von Zwerg »

Deine Beschreibung klingt nach einem ungesunden (einseitigen?) Abhängigkeitsverhältnis.
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Re: Ängste vor gemeinsamen Übernachten

Beitrag von AutistMichael »

Die Situation hat sich in den letzten Tagen zugespitzt. Ich mache wahrscheinlich gerade den größten Fehler meines Lebens. Er möchte dieses Wochenende zu mir kommen und ich fühle mich davon dermaßen bedroht das ich ihm erst abgesagt habe, nachdem er dann die Beziehung beenden wollte habe ich dann doch zugesagt. Letzte Nacht hatte ich massivste gesundheitliche Probleme, daraufhin habe ich ihm erneut abgesagt und auf meinem Handy alle Kommunikationsapps deinstalliert, weil ich seine (berechtigte) Überreaktion und die ganze Situation im Moment nicht mehr aushalten kann. Ich lebe momentan vorwiegend nachts (Ich stehe um 18.00 Uhr auf und gehe um 10.00 Uhr schlafen) und er ist da er in einer beruflichen Reha-Maßnahme ist tagsüber wach ist und kann das auch nicht ändern. Man sieht sich also faktisch 4-5 Stunden an den beiden Tagen, ansonsten schläft man versetzt mit dem ganzen Stress den es für mich mit sich bringt. Hilfe!! Ich finde nie wieder so einen perfekt zu mir passenden Partner, den ich mir so lange so unendlich gewünscht habe. Ich bin allerdings mit der Veränderung in meinem höchstpersönlichen Lebensumfeld restlos überfordert wenn es dann drauf ankommt. Wie lernt man das ohne einen Nervenzusammenbruch zu erleiden oder den Partner zu verlieren?
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Re: Ängste vor gemeinsamen Übernachten

Beitrag von Tania »

AutistMichael hat geschrieben: Dienstag 21. November 2023, 22:50 Ich bin allerdings mit der Veränderung in meinem höchstpersönlichen Lebensumfeld restlos überfordert wenn es dann drauf ankommt. Wie lernt man das ohne einen Nervenzusammenbruch zu erleiden oder den Partner zu verlieren?
Das ist wohl für jeden schwer - und in eurer speziellen Situation mit den unterschiedlichen Tag-Nacht-Rythmen wird es noch extremer.

Wenn Menschen dieses Problem lösen können (und nicht allen gelingt das), dann führt der Weg über Kommunikation. Du schreibst, dass Du das im Moment nicht kannst. Konntest Du ihm das wenigstens noch mitteilen, oder hast Du ihn quasi "geghostet", und er hat keine Ahnung, was los ist und warum Du plötzlich nicht mehr erreichbar bist?
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Re: Ängste vor gemeinsamen Übernachten

Beitrag von AutistMichael »

Ich rolle mit dem Schlafrhythmus in regelmäßigen Abständen vorwärts einmal um die gesamte Uhr herum. Das entsteht durch Zwänge und aggressive Erregungszustände. Deshalb bin ich auch erwerbsunfähig, da ich nicht in der Lage bin dagegen zu halten oder einen Wecker zu stellen, dann kann ich selbst mit Schlaftabletten gar nicht mehr einschlafen.
Das Problem mit dem verschiedenen Tag Nacht Rhythmus ist also erst seit ca. 2 Monaten aufgetreten, da ich (es grenzt an ein Wunder) seit dem ich mit ihm eine Beziehung habe über ein Jahr es geschafft habe mit meiner Wachphase größtenteils tagsüber zu bleiben. Ich habe mit ihm eingehend gesprochen, er fängt sofort an mich zu erpressen damit das er die Beziehung beendet und alles was man zusammen aufgebaut hat (was größtenteils ihm persönliche Freiheit ermöglicht) wegzuwerfen und sich wieder mit seinen Eltern zu verbünden. Ich kann seinen Standpunkt nachvollziehen, er sitzt alleine in seiner Wohnung im Wohnheim in seiner Region und er hat sich mit seiner gesamten Familie verfeindet um offen trans zu sein und mit mir eine Beziehung führen zu können. Er hat bis auf zwei queere Kontakte die ich ihm arrangiert habe niemanden außer mir. Ich habe es bisher nicht geschafft eine Wohnung in seiner Region für mich zu finden und ich habe auch keine Vorstellung wie ich dort alleine mit meiner schweren Angststörung klarkomme wenn er eigene Aufgaben hat und mich nicht beaufsichtigen kann. Meine Mutter ist ja dann nicht mehr greifbar um mich in diesen Zeiten zu beaufsichtigen. Jetzt möchte er zu mir kommen und ich drehe durch. Ich kann es also vollkommen nachvollziehen das er sich dann "verarscht" fühlt, aber ich bin nunmal ziemlich eingeschränkt und habe nunmal genau wie er auch Eigenarten die es eben bewirken das weder ich noch er so einfach wieder einen Partner finden der das akzeptieren und aushalten kann. Ich habe ihm gesagt das ich mich seine jetzigen Erwartungen restlos überfordern, das die Beziehung von meiner Seite aus selbstverständlich nicht beendet ist und ich mich wieder melde sobald ich mich psychisch wieder einigermaßen gefangen habe.
Er kann mich ja letztendlich jederzeit erreichen, per klassischem Telefon, per SMS, per klassischer Post oder in dem er einfach trotz meiner Überreaktion vor meiner Wohnungstür steht. Er ist nur als Autist ein absoluter Prinzipienreiter und kommuniziert ausschließlich über die Medien die er festlegt und das ist WhatsApp und Instagram.
Meine Bitte auf Telegram zu wechseln hat er zigmal ignoriert.
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Re: Ängste vor gemeinsamen Übernachten

Beitrag von Tania »

Okay, das ist ein ziemlich großes Paket an Schwierigkeiten, was ihr da mit euch herumtragt.

Am meisten Sorgen macht mir allerdings dieser Punkt
... er fängt sofort an mich zu erpressen damit das er die Beziehung beendet ...
Was macht das mit Dir? Hast Du ihm mal gesagt, wie Du Dich bei solchen Aussagen fühlst - und was es längerfristig bewirkt?

Und wie reagierst Du auf solche Erpressungen? Ihr seid ja noch zusammen - bist Du also bisher immer auf seine Forderungen eingegangen, oder hat er seine Drohung einfach nie wahrgemacht?
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Re: Ängste vor gemeinsamen Übernachten

Beitrag von AutistMichael »

Was macht das mit mir? Es schürt panische Verlustangst und macht mich ihm gegenüber extrem gefügig, so weit das ich über meine psychische Belastbarkeit gehen muss.
Er war schon mehrmals für einige Wochen wirklich verschwunden, aber eher weil seine Eltern die Oberhand zurückgewonnen haben und er nicht die Kraft hatte dagegen zu halten und zu unserer Beziehung zu stehen.
Er macht auch immer wieder insbesondere gegenüber Behörden und Ärzten Aussagen die ihm persönlich und uns als Paar schaden, er ist dann wie ferngesteuert und fühlt sich verpflichtet das wiederzugeben was seine Eltern verlangen daß er es sagt.
Er ist in der Beziehung sowieso immer "am längeren Hebel", er sagt immer das er mit mir nur solange zusammen bleibt bis er einen passenderen (und für die Eltern akzeptableren) Partner findet, das dies aber wahrscheinlich nie passieren wird und wir daher wahrscheinlich immer zusammen bleiben. Er sagt er hat ja die ganze Zeit bis wir uns kennengelernt haben auch konsequent niemanden gefunden und alle Kontakte die er hatte haben ihn immer nach kürzester Zeit bekämpft worunter er extrem leidet.
Ich habe mich mehrmals sehr anstrengen müssen um ihn zurückzugewinnen. Es ist aber realistisch gesehen eher die Tatsache daß ich ihm ermögliche offen trans* leben zu können die ihn immer wieder lockt und wo er trotz aller Bekehrungsversuche seiner Familie und deren Religionsgemeinschaft nicht widerstehen kann. Ich alleine hätte wahrscheinlich nicht genug Zugkraft.
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Re: Ängste vor gemeinsamen Übernachten

Beitrag von AutistMichael »

Wie schafft man es das nicht der eigene Tagesablauf vollkommen im Chaos ist und alles durcheinander gerät, was sehr anstrengend ist, wenn der Partner da ist sondern das es genau umgekehrt ist, das etwas wichtiges zu Hause fehlt wenn der Partner nicht da ist?
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Re: Ängste vor gemeinsamen Übernachten

Beitrag von Tania »

AutistMichael hat geschrieben: Sonntag 26. November 2023, 06:19 Wie schafft man es das nicht der eigene Tagesablauf vollkommen im Chaos ist und alles durcheinander gerät, was sehr anstrengend ist, wenn der Partner da ist
Der Ablauf gerät nicht einfach durcheinander. Der kann sich ja nicht selbst umorganisieren. Irgendwer bringt ihn durcheinander. Entweder Du oder Dein Partner oder beide.

Wenn man einen neuen Menschen in sein Leben lässt - egal in welcher Form -, dann muss man irgendwie Platz für ihn schaffen. Sogar bei Haustieren ist das so. Mit einem Hund wird der Alltag zwangsläufig um tägliche Spaziergänge erweitert. Mit einem Kind je nach Alter um Windelnwechseln, vor-Hüpfburgen-stehen, Hausaufgaben-kontrollieren oder nachts-von-Partys-abholen. Und mit einem Partner um das, was man selbst gern mit einem Partner macht und was man dem Partner zuliebe macht.

Es sind also immer Umstellungen des eigenen Alltags nötig. Erfahrene Menschen wissen meist, zu welchen Umstellungen sie fähig und bereit sind, und können abschätzen, ob sie das, was der Partner so mit sich bringt, überhaupt leisten können und wollen. Deswegen kann die Aussage "Ich bin Fussballfan" schon ein "das passt nicht mit uns" der Gegenseite provozieren. Nämlich genau dann, wenn besagte Gegenseite weiß, dass sie keine Lust hat, während der Bundesligasaison mit ihrem Partner jedes Wochenende zu diskutieren, ob das Spiel gesehen wird oder man zusammen wandern geht.

Den Partner so in den eigenen Alltag zu integrieren, dass es für beide Seiten möglich ist, sich damit wohl zu fühlen, ist eine schwierige Herausforderung in einer Beziehung. Meiner Meinung nach die schwierigste. Und dazu müsst ihr beide miteinander reden, klarstellen, was euch wichtig ist, und versuchen, einen Mittelweg zu finden, mit dem ihr beide klarkommt. Der wird immer noch anstrengend genug sein. Ein Kompromiss ist bekanntlich keine Ideallösung, sondern nur etwas, was beiden Seiten gleich stark wehtut.

Wenn ich jetzt lese, dass Dein Partner zu emotionaler Erpressung neigt, und Du aus Verlustangst dazu, dieser nachzugeben, dann fürchte ich, dass ihr so ein Gespräch noch nie hattet. Dass Du einfach das tust, was er will, und dabei notfalls auch etwas tust, was Du nicht willst. Das ist zwar ein gutes Mittel, die Beziehung zu erhalten, aber leider auch ein Garant dafür, dass Du Dich selbst überforderst. Und entweder zerbrichst Du irgendwann daran, oder Du empfindest die Beziehung irgendwann als Last, von der Du Dich befreien musst.

Einen Rat geben kann ich Dir leider nicht. Solange Du solche Angst hast, ihn zu verlieren, wirst Du wahrscheinlich weiter Deinen Tagesablauf eher an seine als an Deine Bedürfnisse anpassen. Das Einzige, was Du dann noch tun kannst, wäre: die Zeit ohne ihn bestmöglich nutzen, um Dich zu erholen und auf den nächsten Besuch vorzubereiten. Versuche, die Besuchstage als "Auszeit vom Alltag" zu sehen. Als Tage, an denen Du keine Deiner Alltagsdinge einplanst - also nur Zeit für Zweisamkeit hast. Nicht einkaufen, nicht die Wäsche machen, nicht kochen, und was Du sonst noch für Pflichten hast. Erledige alles vorher bzw. verschieb es auf hinterher, und mach Dir einfach mit ihm eine schöne Zeit. Mit Glück wird auch das dann irgendwann zur Gewohnheit, und damit automatisch zu einer Art "Alltag".
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Re: Ängste vor gemeinsamen Übernachten

Beitrag von Obelix »

In Ergänzung zu Tanias Antwort noch ein paar Worte zum zweiten Teil deiner Frage:
AutistMichael hat geschrieben: Sonntag 26. November 2023, 06:19 Wie schafft man es (...) das es genau umgekehrt ist, das etwas wichtiges zu Hause fehlt wenn der Partner nicht da ist?
Wenn man den Partner so in sein Leben integriert hat, wie Tania es beschrieben hat, dann ist der irgendwann ein fester Bestandteil des "normalen" Alltags. Mir der Konsequenz, dass tatsächlich etwas fehlt, wenn er mal (vorübergehend oder dauerhaft) nicht da ist.
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Re: Ängste vor gemeinsamen Übernachten

Beitrag von Tania »

Danke für die Ergänzung, Obelix :)

Was ich vielleicht nicht deutlich genug gemacht habe: das Ganze kann dauern. Manchmal paar Monate, manchmal auch Jahre. Und bis man zu diesem Punkt kommt, an dem der Partner (m/w/d) einfach ein fester, verlässlicher, gewohnter Teil des Alltags ist, über den man nicht mehr groß nachdenken muss, ist es ziemlich anstrengend. Zum Glück ist diese Phase für gewöhnlich von einem gewissen Überschuss an Glückshormonen (aka "Verliebtheit") begleitet, die einem die Kraft geben, das auszuhalten.
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