AutistMichael hat geschrieben: ↑Sonntag 26. November 2023, 06:19
Wie schafft man es das nicht der eigene Tagesablauf vollkommen im Chaos ist und alles durcheinander gerät, was sehr anstrengend ist, wenn der Partner da ist
Der Ablauf gerät nicht einfach durcheinander. Der kann sich ja nicht selbst umorganisieren. Irgendwer bringt ihn durcheinander. Entweder Du oder Dein Partner oder beide.
Wenn man einen neuen Menschen in sein Leben lässt - egal in welcher Form -, dann muss man irgendwie Platz für ihn schaffen. Sogar bei Haustieren ist das so. Mit einem Hund wird der Alltag zwangsläufig um tägliche Spaziergänge erweitert. Mit einem Kind je nach Alter um Windelnwechseln, vor-Hüpfburgen-stehen, Hausaufgaben-kontrollieren oder nachts-von-Partys-abholen. Und mit einem Partner um das, was man selbst gern mit einem Partner macht und was man dem Partner zuliebe macht.
Es sind also immer Umstellungen des eigenen Alltags nötig. Erfahrene Menschen wissen meist, zu welchen Umstellungen sie fähig und bereit sind, und können abschätzen, ob sie das, was der Partner so mit sich bringt, überhaupt leisten können und wollen. Deswegen kann die Aussage "Ich bin Fussballfan" schon ein "das passt nicht mit uns" der Gegenseite provozieren. Nämlich genau dann, wenn besagte Gegenseite weiß, dass sie keine Lust hat, während der Bundesligasaison mit ihrem Partner jedes Wochenende zu diskutieren, ob das Spiel gesehen wird oder man zusammen wandern geht.
Den Partner so in den eigenen Alltag zu integrieren, dass es für beide Seiten möglich ist, sich damit wohl zu fühlen, ist eine schwierige Herausforderung in einer Beziehung. Meiner Meinung nach die schwierigste. Und dazu müsst ihr beide miteinander reden, klarstellen, was euch wichtig ist, und versuchen, einen Mittelweg zu finden, mit dem ihr beide klarkommt. Der wird immer noch anstrengend genug sein. Ein Kompromiss ist bekanntlich keine Ideallösung, sondern nur etwas, was beiden Seiten gleich stark wehtut.
Wenn ich jetzt lese, dass Dein Partner zu emotionaler Erpressung neigt, und Du aus Verlustangst dazu, dieser nachzugeben, dann fürchte ich, dass ihr so ein Gespräch noch nie hattet. Dass Du einfach das tust, was er will, und dabei notfalls auch etwas tust, was Du nicht willst. Das ist zwar ein gutes Mittel, die Beziehung zu erhalten, aber leider auch ein Garant dafür, dass Du Dich selbst überforderst. Und entweder zerbrichst Du irgendwann daran, oder Du empfindest die Beziehung irgendwann als Last, von der Du Dich befreien musst.
Einen Rat geben kann ich Dir leider nicht. Solange Du solche Angst hast, ihn zu verlieren, wirst Du wahrscheinlich weiter Deinen Tagesablauf eher an seine als an Deine Bedürfnisse anpassen. Das Einzige, was Du dann noch tun kannst, wäre: die Zeit ohne ihn bestmöglich nutzen, um Dich zu erholen und auf den nächsten Besuch vorzubereiten. Versuche, die Besuchstage als "Auszeit vom Alltag" zu sehen. Als Tage, an denen Du keine Deiner Alltagsdinge einplanst - also nur Zeit für Zweisamkeit hast. Nicht einkaufen, nicht die Wäsche machen, nicht kochen, und was Du sonst noch für Pflichten hast. Erledige alles vorher bzw. verschieb es auf hinterher, und mach Dir einfach mit ihm eine schöne Zeit. Mit Glück wird auch das dann irgendwann zur Gewohnheit, und damit automatisch zu einer Art "Alltag".